Geboren in Washington, D.C., Volksschule in Penzing und Peking, dann Nigeria und wieder Penzing. Man ahnt es schon: Paulines Eltern sind entweder handwerklich viel auf Montage, Reporter*innen, Armeeangehörige – oder im diplomatischen Korps. Nun, Letzteres ist zutreffend. Und obwohl es naheliegend gewesen wäre, mit elterlichem Rückenwind eine ähnliche Laufbahn einzuschlagen, entschied sich die junge Polly dann doch ganz anders. Nämlich für die Gastronomie. So viel zu den Klischees über Diplomat*innenkinder. Das polyglotte Mädel entwickelte schon früh ein Faible für Drinks und das Mixen dieser. Und damit sind nicht die Teenager-typischen Kreationen wie Cola Rot und Vodka Bull gemeint, sondern ausgeklügelte Cocktails. Es folgte eine Lehre zur Restaurant- und Hotelfachfrau und im fliegenden Wechsel ging es gleich weiter in die heiligen Hallen der Academy of Modern Bartending in München.
My Bar is my Castle
Freilich lernt man einen anspruchsvollen Job wie Bartender nicht nur in Berufsschule und Akademie, sondern in erster Linie im knochenharten Alltag (oder Allnacht?). Also hieß es Vollgas geben am Christkindlmarkt und bei diversen Events wie Harley-Treffen oder Gin-Markt – da kommt man mit Kreativität und Wissen allein nicht weiter. Ausdauer, Belastbarkeit und Charme sind das zusätzliche, unentbehrliche Rüstzeug, das Polly so schon früh in die Arbeit am Bartresen mitbrachte. Und so ist es wenig verwunderlich, dass die junge Dame mit nicht mal 25 Lenzen den begehrten Titel „Chef de Bar“, noch dazu im renommierten Wiener Hotel Sans Souci, führen durfte. Mit wöchentlichen Cocktailkursen und Champagner-Tastings schärfte sie dort nicht nur ihre Getränke-Expertise, sondern Storytelling und ein gewisses pädagogisches Element. Fähigkeiten, die ihr wenig später völlig neue Möglichkeiten eröffneten.
Die Oberliga ruft
Ein schöner Job und guter Ruf allein nützen natürlich auf Dauer wenig, wenn man hungrig bzw. durstig nach mehr ist. Ein Wechsel in die seit Jahren schwer angesagte Wiener Josef Cocktail Bar katapultierte Polly schließlich mitten ins Interesse von Presse und Industrie. Mit einem zweiten Platz bei der Worldclass 2022, der Auszeichnung zur „Rookie Bartenderin des Jahres“ durch Falstaff sowie Siegen bei der Worldclass Speed Challenge in der DACH-Region und der prestigeträchtigen Laphroaig-Challenge waren alle Augen der Branche auf Polly gerichtet. So auch meine, vor allem aufgrund der letzteren Auszeichnung, denn als Whisky-Fetischist (ganz besonders Islay) war ich beim ersten Schluck eines ihrer Signature-Cocktails überzeugt.
Nicht wenige Männer meines Alters stellen sich beim schottischen Destillat oft ein wenig weinerlich an. Nicht so Polly.
Internationales Parkett
Immer wieder konnte ich bei diversen Events Pollys erstaunlich tiefes Wissen um Produkte, Gefühl für Mixkunst und vor allem kreativ (jedoch nicht unnötig fancy) gemixte Ideen bestaunen. Davon angetan war auch der japanische Spirituosen-Riese Suntory, der mit Topmarken wie Jim Beam, Maker’s Mark, Hibiki, Roku, Bowmore oder Laphroaig zu den wichtigsten internationalen Playern im Spirituosen-Business zählt. Noch während Polly an der angesehenen IHK-Akademie in München ihre Barmixer-Gesellin absolvierte – die Barmeisterin ist gerade in Arbeit – angelten sich die Japaner Polly als Brand Ambassador. Und so schließt sich der Kreis: die Eltern Botschafter*innen, die Tochter auch. Anders halt. Eine ehrenvolle, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, denn es gilt nicht nur, die Produkte und Philosophie des Konzerns zu repräsentieren, sondern auch reichlich Wissen anzusammeln.
Jet, Set, Go!
Dazu gehört vor allem das Kennenlernen der Ursprünge von Produkten wie Whisky oder Gin. Bei einer gemeinsamen, von Suntory gesponsorten Reise mit einer fröhlichen Truppe an Expert*innen und Journalist*innen zu den Islay-Brennereien Bowmore und Laphroaig lernte ich Polly näher kennen. Immer professionell, freundlich und konzentriert bei der Arbeit, aber auch ausgesprochen ausdauernd und trinkfest in der Freizeit. Work hard, party hard – wichtige Eigenschaften, die ich bei Erwachsenen leider oft vermisse. Erst recht bei einer so schwierigen Materie wie dem extrem rauchigen, getorften Whisky der Insel. Nicht wenige Männer meines Alters stellen sich beim schottischen Destillat oft ein wenig weinerlich an. Nicht so Polly. Sehr ungewöhnlich und sehr sympathisch, wenn eine junge Dame aus gutem Haus Whisky bechern kann wie ein schottischer Matrose, jedoch dabei ganz klar unterscheiden kann, ob Sherryfass oder Virgin Oak hier eine Rolle spielt, welcher weiße Portwein dazu einen guten Cocktail-Partner abgäbe und welches Glas wohl passen würde. You get the idea. Drink-Nerds, unite!
Aktuell ist Polly gerade von einer umfangreichen Tour durch japanische Destillerien zurück. Die Chancen stehen gut, sie dort und da und überall in bekannten Bars bei einem Gastauftritt anzutreffen. Ein Tipp von mir: Fragt sie dann nach einem „Islay Chipmunk“ und der Geschichte dazu …
Pauline „Polly“ Scholz, Jahrgang 1997, ist als Brand Ambassador mit dem Abhalten von Tastings, Masterclasses und Guestshifts beschäftigt. Zuständig für das gesamte japanische Portfolio von House of Suntory, stärkt sie als Markenbotschafterin die Marktposition in der Gastronomie. Die persönliche Betreuung der Barszene ist nicht nur ihre professionelle Verantwortung, sondern auch persönliche Leidenschaft.
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