In seinem Soloprogramm „Trotzdem“, das im Wiener Stadtsaal Premiere feiert, entführt Thomas Maurer das Publikum in eine „Mischung aus Wellnesshotel und Social-Media-Entzugsklinik“. Es geht unter anderem darum, was Social Media und Artificial Intelligence mit uns machen. Wie das Komische die Rettung sein kann, erklärt der 57-jährige Wiener im funk tank-Interview:
Thomas Maurer: Trotzdem klingt heroischer. Obwohl obwohl schon auch was hat. Aber ich nehm trotzdem trotzdem.
Wenn man gern einen pointenreichen Abend hat und es nicht als Nachteil empfindet, wenn diese Pointen auch unangenehmen Dingen und Sachverhalten abgerungen werden, wird man das Programm, denke ich, mögen. Wenn nicht, dann nicht.
Alles, was schiefgeht, kann man ins Komische drehen. Und ich finde, man soll auch. Die Brechung, die Pointe erzeugt einen – oft sehr nötigen – Abstand zur unmittelbaren Empfindung. Auch und gerade, wenn’s einen selbst betrifft. Ich hatte zum Beispiel unlängst inmitten einer extrem stressvollen Arbeitsphase derart lang und derart intensiv Zahnweh, dass ich die Absurdität der Situation selber komisch fand.
Zu Lampenfieber habe ich nie geneigt, zu Blackouts Gott sei Dank auch nur alle heiligen Zeiten. Inspiration kann aus allen möglichen unerwarteten Richtungen kommen. Ich habe auch schon einmal mit großer Freude den Beleg für die „Rambo III“-DVD in die Buchhaltung getan, weil ich im gerade entstehenden Programm daraus zitiert habe und im Fall einer Steuerprüfung beweisen könnte, dass das eine berufliche Ausgabe war. Großartige Kollegen und Kolleginnen versuche ich eher zu genießen, als zu versuchen, mir was abzuschauen.
Vermutlich beides. Man sollte eine entsprechende Disposition mitbringen, aber es gibt natürlich auch so was wie einen Trainingseffekt. Damit meine ich nicht, dass man routiniert alte Scherze neu verpackt, sondern dass es eine spezielle Art des Denkens ist, in möglichst allem das potentiell Komische entdecken und dann auch artikulieren zu können. Und die wird einem mit den Jahren immer selbstverständlicher.
Ich bin eigentlich ein fauler Hund, der tragischerweise im Körper eines Workaholics gefangen ist. Freiberufler*innen tun sich generell schwer damit, etwas abzusagen, weil man ja nie weiß, wann die nächste Gelegenheit kommt. Die Wahlergebnisse werden bei den Staatskünstlern und in meinem Podcast mit Thomas Cik ein Thema sein, im Solo werden sie eher eine Art Hintergrundrauschen bilden.
Ich bin eigentlich ein fauler Hund, der tragischerweise im Körper eines Workaholics gefangen ist.
Ich seh da nicht so einen großen handwerklichen Unterschied. In beiden Fällen geht’s darum, eine möglichst komische Idee zu haben. Im Kabarettfall soll die halt einen Gedanken oder Inhalt vermitteln, bei Comedy ist die Pointe selbst der Inhalt. Und natürlich ist es besonders reizvoll, einen guten Witz an einer Stelle zu reißen, die man allgemein für unpassend halten würde. John Oliver etwa hat großartige aufklärerische, aber auch saukomische Sendungen über Themen wie die Todesstrafe oder die US-Opioid-Krise gemacht. Aber natürlich ist ein schlechter Witz über ein heikles Thema etwas furchtbar Unerfreuliches.
Ich glaube, ich hätte für die Ochsentour durch die Partei nie die Mentalität und Konstitution gehabt. Und Quereinsteiger gehen in der Regel mangels Netzwerk und Hausmacht kläglich unter. Noch dazu bin ich auf keinem Gebiet wirklich Experte. Ich weiß zwar, dass ich diese Eigenschaft mit viel politischem Personal vom Bundeskanzler abwärts teile, aber besser wär’s, wenn’s anders wär.
Ich habe unlängst wieder in Helmut Qualtingers furiose „Schwejk“-Lesung hineingehört, das ist ein All-time-Favorite. Weinen tu ich selten und strikt privat.
Eine Auszeichnung ist schon einmal deshalb angenehm, weil sie der Eitelkeit schmeichelt und obendrein dazu beiträgt, dass mehr Leute von der Existenz des ausgezeichneten Produkts erfahren.
In meinen Programmen stecken normalerweise doch viele Arbeitswochen; beim Podcast wird vorab nur grob eine Themenliste erstellt – okay, Thomas Cik bereitet sich richtig vor, aber der ist ja auch Journalist – und der Rest passiert dann eigentlich spontan, ohne Vorformulierung und in der Regel unkorrigiert.
2026. Hoffentlich.
Der Wiener Thomas Maurer, 57, arbeitet als Kabarettist, Autor und Schauspieler. Zusammen mit Florian Scheuba und Robert Palfrader widmet Maurer sich mit „Wir Staatskünstler“ der politischen Satire. Sein neues Soloprogramm „Trotzdem“ feiert am 8. Oktober 2024 im Wiener Stadtsaal Premiere und geht bis Dezember 2024 in mehreren Bundesländern über die Bühnen.
Wir verlosen 1 x 2 Tickets für den Kabarett-Abend mit Thomas Maurer und „Trotzdem“ am 17. Oktober 2024 ab 19.30 Uhr im Wiener Stadtsaal: Zum Gewinnspiel!
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