In Zeiten von Streaming-Plattformen gibt es Musik im Überfluss. Geschenk und Fluch zugleich, denn wer auf der Suche nach wahren Schätzen und musikalischen Rohdiamanten ist, muss auch jede Menge durchschnittliche Musik am Weg dorthin über sich ergehen lassen. Wir nehmen dir die Arbeit ab und stellen zehn Musikerinnen vor, die für uns herausragend sind – sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Künstlerinnen, die beweisen, dass sich Tiefgang und Unterhaltung nicht ausschließen müssen. Frauen, die Statements setzen und Herz, Hirn und Körper in Bewegung versetzen …
Ankathie Koi – Stimmgewaltige Ekstase
Die Künstlerin kommt aus Oberbayern, lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Wien und hat Jazzgesang studiert. Zuerst war Ankathie Koi mit Judith Filimónova als musikalisches Duo „Fijuka“ unterwegs. Seit 2014 widmet sie sich ihrem Soloprojekt. Wer Ankathie schon einmal live erlebt hat, ist nicht nur von ihrer Stimme geplättet, sondern auch von ihrer Attitude. Sie ist eine verrückte Nudel, eine Grenzgängerin, eine Rampensau – alles im positivsten Sinn. Sie verkörpert puren Sex und repräsentiert gleichzeitig die gemütliche Mama, auf deren Busen man sich gerne ausruht. Ihre Texte sind zweideutig und eingängig. Ihre Musik ist süß und feurig. Ankathie Koi kann alles zugleich sein und feiert das auch auf der Bühne. Ihr drittes Album „Pikant“ ist heuer erschienen.
Jede Schwere mach ich leicht für dich. In jede dunkle Spalte werf ich Licht. (Ankathie Koi/„Tiefer“)
Rahel – Verträumte Realität
Die Waldviertlerin Rahel Kislinger aka Rahel hat diesen Frühling ihr Debütalbum „Miniano“ veröffentlicht. Hier trifft New Wave auf Dream-Pop. Sowohl Rahels Stimme als auch ihre Texte laden zum Träumen ein, ohne dabei oberflächlich zu sein. Aktuell hat sich die Sängerin an die Kult-Nummer „Wir trafen uns in einem Garten“ von 2raumwohnung gewagt – und daraus definitiv einen neuen Hit gemacht.
Aurora – Zwischen Fragilität und Emanzipation
„Aurora“ ist auch als Polarlicht/Nordlicht bekannt. Und wie diese Lichterscheinung ist die gleichnamige norwegische Musikerin ein Lichtblick – in der Musikwelt. Bekannt wurde Aurora mit 18 Jahren durch ihr Lied „Running with the Wolves“ im Jahr 2015. Sie selbst sieht sich als Träumerin und Denkerin. In ihrem aktuellen Album „What Happened To The Heart“ beschreibt sie ihren ganz persönlichen Weg, der immer wieder von Schwäche geprägt war und sie stark machte. Darin behandelt sie auch die großen Fragen rund um die verloren gegangene Empathie und Einfühlsamkeit der Menschen. Aurora Aksnes gastiert am 20. September im Wiener Gasometer.
Cat Burns – Steile Karriere
Von der Straßenmusikerin zum Weltstar: Die britische Popsängerin Cat Burns alias Catrina Keri Oluwaseun Burns-Temison hat als Jugendliche während ihrer Ausbildung auf der BRIT School als Straßenmusikerin ihr Geld verdient, mit zarten 16 Jahren ihre erste EP veröffentlicht und ist mittlerweile mit ihren 24 Jahren eine mehrfach mit Platin ausgezeichnete Künstlerin. Mit ihrer Single „Go“ stürmte sie 2022 die Charts, ihr Debütalbum „early twenties“ ist diesen Juli erschienen und der beste Beweis dafür, dass sich Massentauglichkeit und Qualität nicht immer ausschließen müssen. Cat Burns macht tiefgründige und ehrliche Musik. Ihr Weg im Musik-Business ist bestimmt noch lange nicht vorbei …
I wanna need you 'cause I love you, not love you 'cause I need you. (Cat Burns/“Alone”)
Leila – Musik als Therapie
Die Schweizerin Leila Šurković aka Leila hat ihren Song „Gun to My Head“ 2021 in Eigenregie auf Spotify veröffentlicht, heute hat der Song knapp 2 Millionen Streams und die Sängerin einen Plattendeal mit Grönland Records, dem Label von Herbert Grönemeyer. „Leila steht für eine neue bikulturelle Generation, die laut und bestimmt in der Öffentlichkeit auftritt“, so das offizielle Statement. Für die 22-jährige Leila ist Musik machen die wahre Therapie, denn „happy sounds“ liegen ihr nicht so, sie behandelt in ihrer Musik lieber die Probleme ihrer Generation, die in der Pandemie zu Hause gesessen ist, anstatt zu feiern. Und verarbeitet ihren Weg musikalisch, denn als Kind und Jugendliche war sie meist Außenseiterin, nicht klassisch weiblich, nicht der Norm entsprechend. Spätestens jetzt kommt ihr das zugute. Wer Leila live erleben möchte, kann das heuer z. B. noch beim Hamburger Reeperbahn Festival (18. – 21. September) tun.
Den 2. Teil unserer Top 10 Female Artists, die momentan Körper, Geist und Seele der Redaktion bewegen, kannst du hier lesen!
Buchtipp: Noch mehr Female Power findest du im Buch 250 Komponistinnen – Frauen schreiben Musikgeschichte von Arno Lücker. Eine musikalische Entdeckungsreise in unterschiedlichste Länder und Jahrhunderte. Ideal um Neues kennenzulernen und Altes wiederzuentdecken.
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