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Die großen Fragen der Menschheit

Eigentlich sollte man in der Kunst alles dürfen. Provozieren, protestieren, kritisieren, zum Nachdenken anregen, laut sein, mit Widersprüchen spielen. Jonathan Meese tut all das und eckt damit immer wieder an. Er ist umstritten und dennoch einer der erfolgreichsten Künstler der Gegenwartskunst. Im November diesen Jahres und im kommenden Februar gastiert er mit einem außergewöhnlichen Programm im Wiener Volkstheater.
Illustration Jonathan Meese für das Volkstheater Wien
© Jonathan Meese

Das 1970 in Tokio geborene, deutsche Multi-Talent Jonathan Meese hat ein breites, künstlerisches Repertoire. Von Installationen, Skulpturen und Collagen über Zeichnungen, Videokunst und Performances bis hin zu Gemälden – Meese nutzt viele Wege und Plattformen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Kunst an die Macht

Bei seinem immer wieder kehrenden Ruf nach der „Diktatur der Kunst“ steht nicht der kreative Mensch im Mittelpunkt, sondern die Kunst selbst – diese soll ausbrechen und an die Macht. „Es geht um die liebevollste Herrschaft einer Sache, wie Liebe, Demut und Respekt, zusammengefasst und gipfelnd in der Herrschaft der Kunst. In der Allmacht der Kunst geht es nicht um das Machtgehabe des Künstlermenschen oder um die Machtfantasien von Selbstverwirklichern und Realitätsfanatisten, sondern um die antinostalgische, alternativlose Macht der Kunst. Kunst stellt die Machtfrage, nicht der Künstler oder die Künstlerin. Jonathan Meese ist die Ameise der Kunst und ruft nur das aus, was alternativlos ohnehin passieren wird“, so Meese in einem Interview mit dem Schweizer Tages-Anzeiger.

Jonathan und Brigitte Meese sitzen an einem Tisch
© Jana Edisonga

Das Mutterzsöhnchen

Immer an der Seite von Jonathan Meese ist seine Mutter Brigitte. Die 93-Jährige ist Teil seiner Kunstprojekte und bringt Ordnung in sein Chaos.

Am 2. November können wir alle Zeug*innen dieser Mutter-Sohn-Beziehung werden. Denn die beiden sprechen einmalig im Volkstheater über ihr Leben und die großen Fragen der Menschheit. „Es werden alle offenen Fragen zu Themen wie Mutterschaft, Biografie, Kunstbetrieb, Wagner, Reiselust, Reichtum, Armut, Lieblingsgerichte, Unterschiede zwischen japanischer und hanseatischer Kultur, Ordnungsliebe, Diktatur, Demokratie, Erziehung, Sils Maria, Nietzsche, Schiffsreisen, Flugreisen, Bahnfahrten, Immobilien, Theater, Literatur, Ost und West, Nord und Süd und viele weiteren Punkten zu Sprache kommen“, heißt es in der Ankündigung zum Talk „Mutterzsöhnchen im Kunstglück“.

Illustration für das Volkstheater von Jonathan Meese
© Jonathan Meese

Einmal Mond und zurück

Ein weiterer Wegbegleiter von Jonathan Meese ist Filmemacher und Autor Alexander Kluge (mittlerweile 92 Jahre alt!). Zusammen haben sie das 2022 erschienene Werk „Schramme am Himmel“ verfasst und eine Ausstellung dazu gemacht. Im Zentrum davon: Die Figur Hagen von Tronje aus der Nibelungensage.

Meese und Kluge verbindet eine lange Freundschaft, sie können Stunden über „Gott und die Welt“ philosophieren. Am 20. Februar 2024 werden die beiden das wieder tun. Dieses Mal mit Publikum auf der Bühne vom Volkstheater. Unter dem Titel „Kosmische Miniaturen & Kunst im Welt(en)raum de Large“ sinnieren die Künstler über „die ganz großen Zusammenhänge von hier bis zum Mond – aber mindestens bis zum Jupiter“. Ein Talk-Abend mit einem imaginären Opernführer der Zukunft in 3 Akten und einem Vorspiel. Einmalig!

Jeweils 127 Stunden beste Unterhaltung, so der Plan für die zwei Abende: „Was sind schon 127 Stunden im Angesicht der Unendlichkeit? Alleine zum Mond braucht man 3 Tage. Mindestens! Und nur Hin! Zurück dann wieder 3, je nachdem, denken Sie allein mal an die Umlaufbahnen. Und wir wollen ja viel weiter, als bis zum Mond. Mindestens bis zum Jupiter – And beyond Infinity.“

Klingt anstrengend, aber spannend …

Plakat Alexander Kluge und Jonathan Meese im Volkstheater Wien
© Jonathan Meese

Das Wiener Volkstheater möchte ein unprätentiöser, offener und niedrigschwelliger Ort für alle sein. Mit ungewohnten Ästhetiken, neuartigen Erzählweisen, besonderen künstlerischen Handschriften und diskursiven Formaten. Das inhaltliche Programm und dessen Ästhetiken und Formen sind dabei so vielfältig wie die Menschen, die an diesem Haus gemeinsam arbeiten.

Volkstheater Wien

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Alicia Weyrich
arbeitet als Journalistin, Texterin und PR-Beraterin in Wien. Neben dem geschriebenen Wort liebt sie die Musik, das Meer, gutes Essen sowie Zeit mit ihren Lieblingsmenschen.

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