Sonos Ace nennt sich der erste Kopfhörer von Sonos, und das ist schon mal eine Ansage. In einem Segment, wo globale Player wie Sennheiser, Sony oder Bose mit jahrzehntelanger Erfahrung Consumern und Audiophilen gleichermaßen die Ohren umschmeicheln, hat man es als Newcomer schwer. Selbst Kopfhörer wie Beats by Dre werden mehr als Accessoire statt ernstzunehmendes Hi-Fi-Produkt wahrgenommen, und sogar Gigant Apple wägt seine Schritte in dem Segment vorsichtig ab. Kein Wunder, sind doch die Kund*innen in den letzten Jahren mit zig Features verwöhnt: Noise Cancelling, perfekte Soundqualität via Bluetooth oder Kabel, höchster Tragekomfort, natürlich eine App dazu und last but not least ein Design, mit dem man sich sehen lassen kann. Knifflige Vorgabe!
Ass beim ersten Aufschlag
Wenn man also den Sonos Ace auspackt, fällt einem gleich das elegante Aufbewahrungsetui auf. Hergestellt aus 75 % recyceltem Filz aus Plastikflaschen, enthält es den flach zusammengelegten Kopfhörer – erhältlich in Weiß oder Schwarz – sowie zwei Kabel. Eines mit USB-C-Anschlüssen an beiden Enden zum Laden des Ace, eines fungiert als USB-C zu 3,5 mm Klinke, für den Fall, dass man kabelgebunden hören möchte. Der Kopfhörer selbst ist robust und schlicht designt, besteht ebenfalls aus recycelbaren Materialien bzw. veganem Lederimitat und sitzt auf Anhieb gut auf dem Kopf und über den Ohren. Das Pairing und die Tonübertragung via Bluetooth 5.4 funktionieren einwandfrei, auch die App ist intuitiv und verrät einige Funktionen, auf die ich später noch zurückkomme.
Die Bedienung erfolgt über haptisch gut ertastbare Schalter, auf ein Touchpanel hat man bewusst verzichtet. Unter anderem aus dem Grund, damit zwischen den 40 mm Treibern und der Außenschale der Kopfhörer keine störende Elektronik befindet. Apropos Elektronik: Diese ist kompakt verbaut, abgesehen von den Treibern befinden sich insgesamt acht Mikrofone am Gerät, um Umgebungsgeräusche für das Active Noise Cancelling (ANC) oder Sprache in der Funktion als Headset aufzunehmen. Und noch mehr, aber auch dazu später!
Beim Noise Cancelling gibt es fast die Höchstnote, denn das Ausblenden der Umwelt ist hier auf einem Level mit den eingangs erwähnten Mitbewerber*innen erste Sahne. Allerdings mit einem kleinen Manko: ANC lässt sich nur ein- oder ausschalten, es gibt keine Möglichkeit, einen eigenen Mix via App zu erstellen. Die Soundqualität ist sehr gut, der recht lineare Frequenzgang (ohne den bei Consumer-Produkten unnötigen Bass-Boost) sorgt für ermüdungsfreies Hören. Getestet auf einem Flug nach London: 2,5 Stunden Netflix-Mäusekino am Smartphone ohne Dauergequatsche, Babygeschrei und Turbinenbrummen, dafür mit einwandfreiem Kinosound. Bravo! Den Akku scheint das sowieso kaum zu kümmern, der blieb fast voll. Kein Wunder, laut Herstellerangabe hält er auch mit ANC bis zu 30 Stunden. Falls er doch mal leer wird: Eine Quickcharge-Funktion pumpt in nur drei Minuten Saft für drei Stunden in den Kopfhörer!
Getestet auf einem Flug nach London: 2,5 Stunden Netflix-Mäusekino am Smartphone ohne Dauergequatsche, Babygeschrei und Turbinenbrummen, dafür mit einwandfreiem Kinosound. Bravo!
Auch daheim ein Winner
Kommen wir zu den angeteaserten Zusatzfunktionen. Sonos war so nett, mir zum Testgerät auch den High-End-Soundbar Sonos Arc bereitzustellen, denn in den eigenen vier Wänden spielt der Kopfhörer dann noch einige zusätzliche technische Gustostückerl. Verbunden mit der Soundbar und gesteuert über die App, können die Headphones mit der sogenannten True Cinema-Funktion die Raumakustik vermessen und durch Room Modeling den Charakter der Raumakustik via Soundbar auch im Kopfhörer exakt abbilden. Wenn man also im Beisein von Partner*in oder Familie den TV-Ton nur im Kopfhörer haben möchte, hört man genau so wie mit der Soundbar.
Doch der wahre Clou ist das dynamische Head Tracking. Der Sonos Ace erkennt via Bewegungssensoren die Standardposition des Trägers/der Trägerin und in weiterer Folge, wo beim Ton „vorne“ ist. Bewegt man nun den Kopf, bleibt dieses „vorne“ auch relativ zur Kopfposition dort – das räumliche Klangbild bleibt in 3D-Audio mit Dolby Atmos erhalten. Witzigerweise funktioniert das auch mit dem Handy, im Flugzeug blieb der Dialog vom Film auch bei einem Blick aus dem Fenster da, wo er gefühlt herkommt, nämlich beim Bildschirm.
Gibt es irgendwas zu bemängeln? Ja, aber nur wenig. Wie schon erwähnt, wäre es fein, wenn man den Grad des ANC steuern könnte, auch ein wenig mehr Möglichkeiten beim Equalizer wären wünschenswert. Punkto Komfort ist er bei der typischen „Um-den-Hals-geschlungen“-Trageweise nicht sehr bequem, man kann die Ohrhörer auch nur in eine Richtung umklappen – genau so nämlich, dass man beim Aufsetzen nicht gleich die richtige Seite links bzw. rechts hat. Dies ist aber am Kopfhörer selbst dank einiger deutlich erkennbarer Markierungen problemlos ersichtlich.
Fazit
Für Erstlinge ist der Ace ein grundsolides, technisch und optisch einwandfreies Produkt, das mit dem alteingesessenen Mitbewerb locker mithalten kann. Teilweise sogar mehr als das: Die tauschbaren Ohrpolster sind mittels Magneten befestigt und nicht mit umständlichen Bajonettverschlüssen, die Einbindung ins Home-Entertainment via Sonos Arc sucht ihresgleichen. Für diese freilich heißt es, ziemlich in die Tasche greifen. Muss aber nicht sein, der Ace ist auch singulär ein tadelloses Gerät für unterwegs und daheim, mit einem UVP von 499 Euro bewegt er sich preislich durchaus im selben Feld wie ähnliche Produkte.
Der kalifornische Hersteller Sonos ist für seine innovativen Lautsprecher und Hi-Fi-Produkte bekannt. Mit dem Sonos Ace hat das Unternehmen jetzt erstmals einen Kopfhörer auf den Markt gebracht.
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