Spaß und Ernst liegen ja bekanntlich nahe beieinander. Kabarettist Christof Spörk beherrscht beide Disziplinen: Er ist Profi-Humorist mit Tiefgang. Sein Programm „Eiertanz“ führt ihn ab Jänner durch Österreich, Italien, Deutschland und die Schweiz. Inhaltlich geht’s dieses Mal um uns, unser kompliziertes Wesen sowie das allgemeine „Herumeiern“, privat, beruflich, in der Gesellschaft und Politik. Im Interview mit funk tank erzählt der 51-Jährige von seiner Karriere und seinen Auszeiten, seinem Zugang zu Humor und Musik und verrät, warum es uns allen gut täte, nicht jeder Horrornachricht nachzujagen …
Christof Spörk: Mein Programm gibt keine Antwort. Dafür bin ich zu lange auf der Welt, als dass ich mir so etwas zutrauen würde. In einem bin ich mir aber ziemlich sicher: Wir lassen uns zu sehr ablenken und laufen zunehmend den falschen Göttern nach. Und das, obwohl wir ja angeblich keine mehr haben.
Auf einen hoffentlich unerwartet neuen Spörk, der einen kurz in eine andere Welt entführt.
Also das mit der vierfachen Vaterschaft hat relativ wenig mit Talent zu tun. Eher mit Glück. Ansonsten endet vermutlich als „Multitalent“, wer sich nie ganz entscheiden konnte. Mich interessiert einfach vieles und ich liebe die Abwechslung. Weniger freundliche Menschen haben mich auch schon als „unstet“ beschrieben. Dann nehme ich lieber das „Multitalent“.
Humor hat viel mit Überraschung und ungewöhnlichen Kombinationen zu tun. Und noch mehr mit gemeinsamer Kultur.
Es wäre schon gelogen, würde ich behaupten, diese Preise nicht gerne bekommen zu haben. Auf jeden Fall waren es Bestätigungen, die mir als spätberufenen Solokabarettisten einen guten Start ermöglicht haben.
Und ja, ich glaube, ich war schon einmal eitler. Wenn ich heute in der Wiener Innenstadt in eine Auslage schaue, dann wirklich fast nur mehr, um die ausgestellte Ware zu betrachten. Ehrenwort. Das war früher sicher anders.
Ich beobachte. Ich lese. Und es gibt für alle Sketches oder Lieder immer sowas wie einen für mich wichtigen Anlass. Zumeist etwas, was mich stört. Oder auch etwas, was mir besonders wichtig ist. Pointen dienen da eher als Appetizer für ansonsten schwer Verdauliches.
„Wenn du zu lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“, hat Nietzsche gesagt. Deswegen sollte man vielleicht einfach einmal woanders hinschauen. In die Luft zum Beispiel. In den Wald. Auf den Berg. Oder ins Kabarett.
Mir persönlich hilft frische Luft, Bewegung und Natur. Kostet nicht nur fast nix. Sondern gar nix. Vielleicht manchmal ein wenig Überwindung.
Ich denke, es hilft nichts, wenn wir uns den Weltuntergang sorgenvoll herbei tweeten. Wir sollten natürlich politisch wach sein. Aber permanent Breaking News updaten macht zweifellos krank. Irgendetwas ist immer. Sensationsgier hat noch nie etwas verbessert. Ich halte es auch nicht aus, wenn sich Menschen online für alles Mögliche engagieren, aber den Nachbarn nicht mehr grüßen.
Humor kann man so wie alles analysieren, und somit wohl auch erlernen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das irgendwer braucht. Ich habe vor Jahren ein Buch über Witze gelesen. Sagen wir so, es lesen wollen. Es war das fadeste Buch ever … Humor hat viel mit Überraschung und ungewöhnlichen Kombinationen zu tun. Und noch mehr mit gemeinsamer Kultur. Deswegen ist die Schnittmenge zwischen österreichischem Humor und – sagen wir – norddeutschem Humor trotz gemeinsamer Sprache ziemlich klein. Wahrscheinlich könnten wir etwa mit den Slowenen und Tschechen mehr lachen, nur gibt es da leider ein kleines Verständnisproblem …
Meine Kinder? Die lachen viel und gerne, aber selten wegen mir. Für die bin ich vermutlich ein Norddeutscher ... Nein, da hab ich wohl eine andere Funktion.
Das war schon sehr geil. Ich bin heute froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Wir waren zehn Tage in Kiew. Es war ein europäisches Fest. Vor Ort war es großartig. Der Eurovision Song Contest ist bei aller möglichen Kritik in erster Linie leichtfüßige Lebensfreude. Also genau das Gegenteil jenes Abgrunds, den uns die Putins, Trumps und all die anderen bösen Männer unserer Zeit gerade als den letzten Schrei verkaufen wollen.
Global Kryner ist 2013, also acht Jahre nach dem Song Contest, in Pension gegangen. Wir haben ein Jahrzehnt lange halb Mitteleuropa bereist und viele großartige Erfahrungen gemacht. Man kann sagen, meine Rock’n’Roll-Zeit war diese Band.
Leben ohne Musik ist ein Widerspruch in sich. Musik ohne Leben, das gibt es hingegen. Künstliche Intelligenz kann das zum Beispiel recht gut. Im Ernst: Es gibt für mich kein Leben ohne Musik. Obwohl ich wahrscheinlich zu den Wenighörern gehöre. Ich halte es nicht aus, bedudelt zu werden. Entweder ich höre zu oder nicht. Vielleicht ist da einfach ein Hebel falsch gestellt in meinem Gehirn.
Schön wäre es, wenn wir erkennen, dass wir selbst es sind, die über den Lauf der Weltgeschichte entscheiden. Über das Schlechte in der Welt sudern und gleichzeitig jede schwachsinnige Horrornachricht und jedes Schnäppchen am Smartphone anzuklicken, bedeutet nur, dass wir die Mechanismen unserer schönen, neuen Welt noch nicht durchschaut hat.
Ich singe in meinem Programm „Eiertanz“ einen Kanon mit dem Publikum. Und der Text ist: „Macht euch die Technik untertan!“ Das wäre doch ein guter Anfang.
Christof Spörk ist Politikwissenschaftler, Kuba-Experte, Journalist, Musiker, Kabarettist. Sein neues Kabarettprogramm führt ihn heuer durch viele Städte in Österreich, Italien, Deutschland und in der Schweiz. Er gastiert u.a. am 30. Jänner und 22. März 2024 im Wiener Stadtsaal.
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