Barbie, heul leise! Kommentar

Snub. Eines der häufigsten Wörter der letzten Jahre in der Medienbranche. „An act of rebuffing or ignoring someone or something“, weiß das Oxford Dictionary, also die Zurückweisung oder das Ignorieren von etwas oder jemandem. Eine gar nicht so feine reziproke Spielart des ständigen Offended-Seins, das in praktisch allen Bereichen des Lebens um sich greift. Da, wo passende Gefühle als Moralkompass einfacher zu handhaben sind als unangenehme Fakten. Wenn einem also eine Jury-Entscheidung nicht recht ist, wird eben jener Jury ein bösartiger Snub unterstellt. Zum wohl aktuellsten Beispiel zählen die Nicht-Oscar-Nominierungen von Margot Robbie als Leading Actress und Drehbuchautorin und Regisseurin Greta Gerwig als Best Director, beide für den Film Barbie, was die aufgeregte, systematische Misogynie witternde Interneteria dabei noch mehr zur Rage treibt. Ausgerechnet für die Rolle des Ken, der im Film toxisches Patriarchat etablieren will, wurde Ryan Gosling als Best Supporting Actor nominiert – ganz klar aus Sicht der Couchposter, TikToker und sonstigen Filmexperten. Die alten, weißen Männer haben es sich in Hollywood wieder mal gerichtet und vergönnen Frauen rein gar nichts. Was für ein Unfug!

Zahlen lügen nicht – oder doch?

Das oft angeführte Argument, acht Oscar-Nominierungen für den finanziell erfolgreichsten Film des Jahres stehen in keinem Verhältnis zu dem für 13 Nominierungen dritteinträglichsten Film des Jahres Oppenheimer ist völliger Quatsch. Wenn dem so wäre, müsste sich der zweiterfolgreichste Film des Jahres ja bei gefühlten zehn Listenplätzen einpendeln. Jedoch: The Super Mario Bros. Movie ist für gar keinen Oscar nominiert. Man sieht also schon, wie schnell solche Debatten peinlich werden können, wenn man Wunsch und Wirklichkeit vermengt. Die übrigens an Nominierungen fast gleichauf liegenden Filme Killers of the Flower Moon (10) und Poor Things (11) lassen die Diskrepanz zwischen Award-Tauglichkeit und Einspielergebnis noch weiter aufklaffen. Mit Platz 46 respektive 83 im weltweiten Boxoffice-Ranking liegen die beiden nämlich weit hinter – bei Filmpreisen chancenlosen – Cringe-Festivals wie Fast X (Platz 5) oder Meg 2: The Trench (Platz 19).

Sinnerfassendes Lesen

Abgesehen von den schnöden Zahlen sorgen aber vor allem die in der allgemeinen Empörung gerne unter den Teppich gekehrten positiven Faktoren für eine verzerrte Wahrnehmung. Fakt: „Barbie“ ist als einer von zehn Filmen unter hunderten in die letzte Auswahl als „Best Picture“ gekommen, quasi der Grand Prix des Abends. Per Definition also der Film, der der Academy subjektiv am besten gefallen hat. Dieser Preis wird an die Produzent*innen verliehen. Und siehe da: In diesem Quartett finden sich nicht nur zwei männliche Filmschaffende, sondern auch Robbie Brenner, die weibliche Präsidentin von Mattel Films sowie die angeblich so – jetzt kommt’s – gesnubbte Margot Robbie. Auch die teilweise beklagte Nominierung von Greta Gerwig in der gegenüber bestes Originaldrehbuch vermeintlich geringeren Kategorie bestes adaptiertes Drehbuch ist unnötige (und sachlich falsche) Kritik, denn es handelt sich um eine Form des Drehbuchs, bei dem das Skript auf einer zuvor veröffentlichten Publikation beruht. Nun, Barbie-Puppen und ihr zugehöriger Lore sind seit 1959 etabliert, vom Originalstoff sind wir da trotz der durchwegs genialen Interpretation weit entfernt.

Es kann nur eine(n) geben

Bleiben also nur noch die höchst strittigen Kategorien, wo es um große Emotionen, schwer quantifizierbare Handwerkskunst, Publikumsreaktionen und vor allem um eine unschätzbare Steigerung des Marktwertes von Personen in Tinseltown geht. Oscars für bestes Schauspiel oder die beste Regie. Und hier gilt, mehr als in allen anderen Disziplinen, das alte Sprichwort: „Das Glück is a Vogerl.“ Jedem ist die Jahre und fünf Nominierungen dauernde Durststrecke von Leo DiCaprio bis zum begehrten Gewinn des Goldmännchens als bester Mime ein Begriff. Pipifax freilich gegen den großen Peter O’Toole oder auch Glenn Close, die mit je acht Nominierungen und null Siegen ein ganz anderes Lied sangen. Kein Grund zum Jammern also für die erst 33-jährige Margot Robbie. Sie konnte bisher dank ihres Talents sowieso schon zwei Nominierungen einheimsen, allerdings für weit forderndere Rollen. Denn sind wir uns ehrlich: Mit ihrem von Natur aus bezaubernden Aussehen musste sie weit weniger Aufwand in die Rolle der stereotypischen Barbie investieren als die fünf dieses Jahr tatsächlich nominierten Schauspielerinnen. Kurz und gut: Die waren handwerklich einfach einen Ticken mutiger und besser. Was übrigens auch auf den eingangs erwähnten Ryan Gosling in der Rolle des Ken zutrifft. Als üblicherweise waschbrettbäuchiger Beau und wahlweise harter oder zarter Leading Man nuanciert in die Rolle eines ziemlich einfach gestrickten Sidekicks zu schlüpfen, ist schon großes Kino. Und eine kleine, feine Notiz am Rande: Die oft wegen des offenen Jugendwahns in Hollywood bemängelte Praxis, Schauspielerinnen jenseits der Vierzig auf Abstellgleis zu schieben, wird im zwei Mal nominierten Nyad Lügen gestraft. Annette Bening (65) und Jodie Foster (61) geben sich hier in Schwimmkleidung ein völlig natürliches Stelldichein und spielen als nominierte Haupt- bzw. Nebendarstellerin so manches junge Pupperl an die Wand. Just saying.

Filmstill aus "Barbie" mit Ryan Gosling als Ken
© 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved. / Jaap Buitendijk

Das oft angeführte Argument, acht Oscar-Nominierungen für den finanziell erfolgreichsten Film des Jahres stehen in keinem Verhältnis zu dem für 13 Nominierungen dritteinträglichsten Film des Jahres ‚Oppenheimer‘ ist völliger Quatsch.

Ein Funken Wahrheit

Letztlich muss aber auch ich alter, weißer Mann dem „Snub! Snub!“ Gemotze in einer Sache recht geben. Denn Greta Gerwig nicht als Best Director zu nominieren, den guten, alten Scorsese Martin für sein Epos „Killers of the Flower Moon“ aber schon, ist völlig unbegreiflich. Denn so wichtig und richtig dieser Film rund um die abscheuliche Ausbeutung der Ureinwohner der USA in der Pionierzeit auch ist, es ist gänzlich uninspiriertes More-Of-The-Same des Altmeisters. Klar holt er wie immer aus Leo das Maximum heraus, dirigiert die bis dahin kaum bekannte Lily Gladstone vom Stamm der Blackfeet zum wahrscheinlich ersten Oscar für eine indigene Schauspielerin (mark my words!) und setzt natürlich auch seinen zugkräftigen alten Spezl Robert de Niro vor die Kamera. Aber das alles zu routiniert, zu sehr – wenn auch handwerklich einwandfrei – Malen nach Zahlen. Im Gegensatz zur sensationell erfrischenden Art, in der Gerwig ihre rosarote Vision umsetzt und dabei nicht nur Ryan Gosling, sondern auch America Ferrera zu höchst mitreißenden Performances motiviert. Eine Entscheidung, die gänzlich unverständlich ist und auch mich dann, trotz der abzusehenden Übermacht von „Oppenheimer“ in der Oscarnacht ein wenig für „Barbie“ leise weinen lässt.

„Barbie“, der erfolgreichste Kinofilm des Jahres 2023, hat acht Oscar-Nominierungen erhalten, darunter u.a. als Bester Film. Die Tatsache, dass ausgerechnet Schauspieler Ryan Gosling für seine Rolle als Ken nominiert wurde, Schauspielerin Margot Robbie als Barbie jedoch nicht, sorgt für Diskussionsstoff. Warum Greta Gerwig nicht für die Beste Regie nominiert wurde, wird außerdem heiß besprochen.

Barbie

Oscars

Ina Regen „Ich will Menschen glücklich machen“ 2024

Was ma heut net träumen“ ist eine Textzeile aus einem gleichnamigen Song, den Ina Regen 2021 erstmals veröffentlicht hatte. Warum es gleichzeitig der perfekte Titel für ihr neues Orchesteralbum ist, erklärt sich daraus, wie dieser Gedanke weitergeht. „Was ma heut net träumen“, singt die Dialektinterpretin nämlich, „des wird morgen net wahr.“ Und tatsächlich waren die Aufnahmen mit einem Orchester ein langgehegter Traum, verrät Ina Regen bei Kaffee und Kuchen im Büro ihres Managers. „Das stand auf meiner Bucketlist utopischer Ideen ziemlich hoch oben …“

Raus aus Conchitas Schatten

Die 39-jährige Oberösterreicherin hat einen etwas ungewöhnlichen Karriereweg gewählt. Schon unter ihrem bürgerlichen Namen Regina Mallinger führte die frühere Klosterschülerin ein erfolgreiches Künstlerleben, das auf einer soliden Ausbildung fußte. Nach ihrem Studium des Jazz- und Populargesangs, das sie mit Auszeichnung an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz absolviert hatte, nahm sie Unterricht in Pop- und Musicalstimmbildung sowie als Schauspielerin. Sie war Mitglied und Komponistin der Band Beatcollective und unterstützte als Background-Sängerin namhafte Kolleginnen und Kollegen wie Songcontest-Siegerin Conchita Wurst und Austropop-Urgestein Marianne Mendt.

Unter ihrem Künstlernamen – einer Abwandlung ihres Vornamens – hat sie erst mit der Veröffentlichung ihrer ersten Solo-Single „Wie a Kind“ 2017 gezielt den Weg ins Rampenlicht gesucht. „Das war für mich eine Zäsur, ein neuer Anfang“, erinnert sie sich heute an eine turbulente Zeit, die 2019 mit dem Amadeus-Award für das Album des Jahres gekrönt wurde. „Ich habe früh gewusst, dass ich auf die Bühne will. Ich bin aber auch zu großer Bescheidenheit erzogen worden. Diese Bescheidenheit wiederum ist meinem feurigen Charakter ein bisschen entgegengestanden. Ich musste meine wahre Künstlerpersönlichkeit erst aus mir herausschälen.“

Ein Kindheitstraum erfüllt sich

„Was ma heut net träumen“ (Veröffentlichungstermin: 16. Februar 2024) ist ein künstlerisch komplett überarbeitetes „Best of“ ihrer ersten drei Alben „Klee“ (2018), „røt“ (2021) und „Fast wie Radlfahren“ (2023). „Es gibt aber zusätzlich drei neue Nummern, die speziell fürs Orchester komponiert und geschrieben wurden“, erzählt Ina Regen.

Zur Zusammenarbeit mit dem niederösterreichischen Tonkünstler-Orchester kam es nach einem gemeinsamen Auftritt bei einem Charity-Event für die Organisation Cape 10 im Sommer des Vorjahres. „Sie waren von diesem gemeinsamen Abend so begeistert, dass sie mich spontan zur Zusammenarbeit im Studio eingeladen haben.“

Für Ina ist damit nicht weniger als ein Kindheitstraum wahr geworden. „Meine früheste musikalische Prägung war das Musical ‚Elisabeth‘, das ich auf einer Kassette meiner Schwester immer und immer wieder gehört habe. Was mich daran so fasziniert hat, war nicht nur der Gesang und die Geschichte, die erzählt wird, sondern auch das orchestrale Klanggewand, das trotzdem noch so spielerisch mit der Popmusik kokettiert. Dass ich jetzt selbst in diese Klangwelt eintauchen darf, gibt mir das Gefühl, als ob sich hier ein Kreis schließt.“

Grundsätzlich optimistisch

Und so wurde das Orchesteralbum für Ina Regen zum unerwarteten, aber willkommenen Anlass für eine künstlerische Zwischenbilanz. „Vor allem, als ich ‚Wie a Kind‘ neu eingesungen habe, sind so viele Bilder, so viele Erinnerungen in mir hochgekommen. Nicht zuletzt, wie es dann all die, die mir vorhin prophezeit haben, wie schwierig alles wird, es dann eh schon immer gewusst haben …“

Noch mehr gilt ihr „grundsätzlich optimistischer“ Blick in die Zukunft. „Vielleicht ist dieses Projekt nach drei Studio-Alben wieder eine notwendige künstlerische Zäsur. Auf jeden Fall hat mich die Arbeit mit dem Orchester sehr neugierig gemacht, was als Nächstes kommen könnte. Ich fühle mich befreit und sehr inspiriert. Es eröffnen sich gerade viele neue Räume für neue Ideen.“

Next Stop: Death Metal?

„Aber könnten Sie sich überhaupt vorstellen, in einer anderen Sprache als im vertrauten heimatlichen Dialekt zu singen?“ „Ich bin nicht mehr so dogmatisch wie früher“, sagt Ina nach einer kurzen Nachdenkpause. „Soweit ich rational denken kann, bin ich sicher, dass ich meinen künstlerischen Ausdruck immer im Dialekt finden werde.“

Und dann taucht wieder dieses freche Blitzen in Inas Augen auf, gefolgt von ihrem ansteckenden, mitreißenden Lachen. „Aber ich genieße mein Leben in einem Möglichkeitsraum, in dem ich alles darf. Und deshalb kann ich mir schon vorstellen, dass es mich einmal in Richtung englischsprachiges Death-Metal-Album zieht.“

Portraitfoto Sängerin Ina Regen 2024
© Carina Antl

Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ein Herz sagt: Musik muss gar nichts, sie darf reiner Selbstzweck sein. Doch das andere weiß: Für mich persönlich war die Musik immer ein heilbringender Ort, an dem alles gut ist.

Am Wendepunkt

Künstlerisch emanzipiert hat sich Ina Regen jedenfalls längst. Um ihre Ideen unabhängig und selbstbestimmt ausleben zu können, hat sie ihr eigenes Label – Nannerl – gegründet und darauf 2023 ihr jüngstes Studio-Album „Fast wie Radlfahrn“ veröffentlicht. „Ich habe im Lauf der Jahre immer mehr verstanden, dass meine Kreativität von einer verspielten Impulsivität und einem unbeirrbaren Bauchgefühl genährt wird.“

Dass sie ihr Label nach der älteren Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart benannt hat, ist natürlich kein Zufall. Denn Maria Anna Mozart, so ihr voller Name, galt ebenfalls als hochtalentierte Pianistin, wurde aber – anders als ihr Bruder – vom Vater nicht gefördert, sondern in Richtung ehelicher Haushaltsführung gelenkt. „Ich hatte das Glück, in eine andere Zeit als ‚Nannerl‘ hineingeboren worden zu sein. Aber die Relikte dieser alten Gesellschaftsordnung spüren wir heute immer noch.“

Ina Regen, die wohlbehütet in einem katholisch geprägten Elternhaus aufgewachsen ist, weiß ihre Privilegien, wie sie sagt, durchaus zu schätzen. „Wir leben an einem Wendepunkt der Geschichte. Es ist noch nicht so lange her, dass Frauen nicht einmal studieren, geschweige denn wählen durften. Ich bin dankbar, dass ich so eine Art Fackelträgerin sein und den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben darf. Ich bin dankbar, als Musikerin einen Beruf ausüben zu dürfen, in dem ich mich frei entfalten darf.“

Zwei Herzen schlagen

Musik, sagt Ina Regen, hat jedenfalls einen enorm großen Stellenwert in ihrem Leben. „Jede Künstlerin, jeder Künstler macht die Musik, die genau das in die Welt bringt, was sie für sie oder ihn selbst bedeutet. Meine Musik reflektiert, wie ich lebe und was ich erlebe. Und sie zeigt, wie ich die Welt sehe, nämlich mit dem sehnlichen Wunsch, dass jeder Mensch einen Beitrag für unser aller Zukunft leistet.“

Deshalb möchte sie mit ihrer Musik ihre Zuhörerinnen und Zuhörer unterstützen, auch selbst die Kraft zu finden, die Welt ein Stück weit zu verbessern.“ Und doch will Ina Regen der Kunst nicht zu viel Verantwortung aufladen. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ein Herz sagt: Musik muss gar nichts, sie darf reiner Selbstzweck sein. Doch das andere weiß: Für mich persönlich war die Musik immer ein heilbringender Ort, an dem alles gut ist.“

Das Schöne weitergeben

Die Musik ist aber nicht nur für sie selbst ein Quell inspirierender Kraft. Sie ist für Ina Regen eine willkommene Möglichkeit, sich für andere Menschen und deren Nöte und Bedürfnisse zu engagieren. Deshalb unterstützt sie immer wieder Benefizaktionen und Einrichtungen wie das oben angesprochen Cape 10. „Ich habe immer das Gefühl, dass ich etwas von dem Schönen, das mir durch die Musik zuteilwird, an andere Menschen weitergeben kann.“

Als erfolgreiche Sängerin, deren ersten beiden Alben in Österreich Platz 1 der Hitparade eroberten, weiß Ina Regen, dass ihr Engagement beachtet wird. „Mir ist bewusst: Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf ein Thema lenke, dann erzeugt das einen Verstärkungseffekt. Im Optimalfall gelingt es mir, auch meine Fans für bestimmte Gedanken und Ideen zu interessieren. Zum Beispiel, wenn ich die Frauenhäuser unterstütze. Viele Menschen können sich ja gar nicht vorstellen, dass häusliche Gewalt leider so oft zum Tagesprogramm gehört.“ Ina Regen will ihre Musik und ihr Talent eben nutzen, um die Welt in einen besseren Ort zu verwandeln. „Ich will die Menschen einfach glücklich machen.“

Sängerin Ina Regen in Grafenegg Live
© Gerd Schneider

Ina Regen, 1984 unter ihrem bürgerlichen Namen Regina Mallinger geboren, ist in Gallspach, im oberösterreichischen Hausruckviertel aufgewachsen. Sie war Ministrantin und besuchte eine Klosterschule. 2017 veröffentlichte die Dialektsängerin, im Alter von 33 Jahren, ihre erste Solo-Single „Wie a Kind“ unter ihrem neuen Künstlernamen. „Was ma heut net träumen“, ihr neues Album mit dem Tonkünstler-Orchester erscheint auf ihrem eigenen Plattenlabel.

Ina Regen

The Kills – God Games – True Love Never Dies

Gleich eines vorweg: Die Texterin dieser Zeilen ist bekennendes „The Kills“-Fangirl, und das seit 20 Jahren, als Mosshart und Hince ihr Debütalbum „Keep On Your Mean Side“ herausbrachten. Die US-Amerikanerin Alison (auch „VV“ genannt) und der Brite Jamie (alias „Hotel“) sind seit damals der Inbegriff von Coolness im positivsten Sinn. Lässiger Style, geniale Lyrics, Gitarrenmusik vom Feinsten. Und manchmal auch Balladen, die zum Heulen schön sind. Ja, man kann The Kills eigentlich nur lieben.

Portrait The Kills
© Myles Hendrik

Mit der Liebe ist es ja so: Wenn man jemanden oder etwas lange nicht mehr am Radar hat, werden die Gefühle manchmal weniger. Oder aber man sieht und hört jemanden oder etwas nach Langem erneut und landet sofort wieder in der intensiven Gefühlswelt von früher. Und damit wären wir auch schon beim Album „God Games“, denn beim Reinhören der neuen Songs befindet sich das Fangirl im Nu in Gedanken an die wilden Zeiten der Nullerjahre – lange Clubnächte, viele Konzertbesuche, wenig Schlaf, Liebesrausch, Liebeskummer, alles wieder gedanklich da. Ein Gefühl von euphorischer Sentimentalität tut sich auf. Soll heißen: Wer schon damals von The Kills begeistert war, wird auch die 12 aktuellen Tracks rauf und runter hören.

Altbewährtes, neue Zugänge

Teilweise gibt sich das Duo am neuen Album wie gewohnt rockig, im typischen Kills-Sound, in anderen Songs kommen neue Vibes zum Vorschein: „Durch die Pandemie war es möglich, Dinge auszuprobieren, die wir sonst aus Zeitgründen nicht tun würden. Ich wollte aus einer anderen Perspektive schreiben und begann Demos mit Keyboards und Trompetenklängen. Ursprünglich war das als Nebenprojekt geplant, weil ich Musik fern vom typischen The Kills-Sound im Fokus hatte. Aber uns wurde schnell klar, dass es The Kills waren“, so Jamie Hince zur Entstehung des aktuellen Albums.

Portrait The Kills
© Myles Hendrik

Für „God Games“ wurde viel am Klavier komponiert und nicht wie sonst, sofort die Gitarre in die Hand genommen. Der Song „LA Hex“ verdeutlicht diesen neuen Zugang. Inhaltlich geht es um das Leben in Los Angeles, musikalisch hört man verzerrte Trompeten und tanzbare Beats. „Ich habe die Gitarre zunächst nicht aus dem Koffer genommen, sondern mit verrückten Klängen herumgespielt und wusste nicht, wie wir sie integrieren könnten.“ Aber Alison meinte: „Oh mein Gott, das ist unglaublich! Es war ein neuer Weg“, so Jamie. „Als ich hörte, wohin er wollte, gab mir das genügend Selbstvertrauen, um weiter zu schreiben. „LA Hex“ gab den Ton vor“, erinnert sich Alison.

Es ist eine unglaubliche Partnerschaft mit grenzenloser Kreativität. Es ist das Coolste auf der Welt.

„103“ ist ein düsterer Endzeit-Stimmungs-Song mit einem glitzernden Funken Hoffnung. Das Video dafür wurde im eigens dafür eingerichteten 3D-Filmstudio vom Fotografen und Metaversen-Pionier Steven Sebring gedreht.

Und da wären auch noch Nummern wie „New York“ (Eine Liebeserklärung an die Stadt mit genialen Gitarrenriffs und eingängigem Rhythmus), „Love And Tenderness“ (Wie lässig und sexy kann eine Frauenstimme eigentlich sein?!), „My Girls My Girls“ (Wunderschöner Song mit dem „Compton Kidz Club Chor“) und „Wasterpiece“ („Es ist eine Mischung aus dem Gefühl, das ich einer Ex-Freundin gegenüber hatte und dem eines Tagtraums. Man kann es auf verschiedene Arten interpretieren“, verrät Hince).

God Games

Den Albumtitel erklärt Jamie Hince so: „Ich wollte eine Platte mit gottlosen Spirituals schreiben. Im wirklichen Leben bin ich Atheist. Kreativ spiele ich aber viel mit Gott. Ich mag es, den Raum zwischen diesen Gegensätzen einzunehmen“. Für Mosshart ist das neue Album ein Tagebucheintrag über sieben Jahre, eine Leinwand der Zeit. Der gleichnamige Song kommt als melodische Ballade daher, der Text lässt Interpretationsspielraum: „Oh man, you’re here. Played in a God Game. But you’re here. You’re here. Oh man, you’re here. Aged by a mad love. But you’re here.“

Albumcover The Kills God Games
© The Kills

Die perfekte Partnerschaft

Wie Alison Mosshart und Jamie Hince es ausgehalten haben, so lange als Band und vor allem in aller Freundschaft bestehen zu können? „Was diese Band zusammenhält, ist die Liebe und der Glaube an zwei Menschen. Wenn es mir schlecht geht, bringt sie mich oft zum Weinen, wenn sie mir etwas sagt. Es ist über zwanzig Jahre her und ich sage es: Unsere Beziehung ist verdammt großartig“, schwärmt Jamie. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mindestens viermal telefonieren. Wir kümmern uns umeinander. Wir drängen uns gegenseitig, besser zu werden. Wir haben Geduld miteinander. Es ist eine unglaubliche Partnerschaft mit grenzenloser Kreativität. Es ist das Coolste auf der Welt“, ergänzt Alison.

Wie schon erwähnt, man kann sie einfach nur lieben und möchte Teil ihrer Bewegung sein.

The Kills wurden 2000 gegründet, zwei Jahre später veröffentlichten Alison und Jamie ihre Debüt-EP „Black Rooster“ und 2003 folgte das erste Album „Keep On Your Mean Side“. Seitdem ist die britisch-amerikanische Rockband fixer Bestandteil der internationalen Musikszene. Nun bringt das Rock ’n’ Roll Duo Alison Mosshart und Jamie Hince nach einer 7-jährigen Pause wieder ein Album heraus. Das sechste Studioalbum „God Games“ erscheint am 27. Oktober 2023.

www.thekills.tv
www.dominomusic.com

Das Glühen im Dunkeln Christian Fuchs

Verschwommenen Erinnerungen nach befand ich mich im Vorschulalter, als meine Eltern mich erstmals in unser steirisches Provinzkino mitgenommen haben. Es lief ein Schneewittchen-Film, einer mit echten Menschen in artifiziellen Landschaften.

Filmprojektor Scheinwerfer
© Alex Litvin Unsplash

Eine ganz große Märchenleidenschaft erfasste mich schon in jüngsten Jahren, vor allem für die Erzählungen der Grimmigen Brüder. Aber weder die Inszenierungen meines Vaters, der manche Charaktere gruselig nachspielte, noch die krächzenden Hörspielplatten mit ihren unheilvollen Sprecher*innen-Stimmen, wappneten mich für das bedrohliche Geschehen auf der Leinwand. Ich habe vermutlich nur Teile dieses Films, der wohl aus den ostdeutschen DEFA-Studios stammte, hinter vorgehaltenen Fingern gesehen. Vielleicht wimmerte ich auch im Kinosessel, von meinen Eltern an den Händen gehalten, als die böse Stiefmutter in Großaufnahme grinste.

Wenn sich das nach Trauma anhört, folgt jetzt gleich eine Entwarnung. Meine Eltern machten mir sehr früh klar, dass Filme nicht echt sind. Die Wirklichkeit, das waren der verhasste Kindergarten, später die prügelnde Volksschullehrerin, die unlösbaren Rechenaufgaben und die mobbenden Mitschüler. Im ländlichen Kinosaal, wo es damals, wir sprechen übrigens von den frühen 70er Jahren, immer leicht muffig gerochen hat, konnte mir nichts und niemand etwas anhaben.

Außer vielleicht der Kinderfänger in „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“, dem ich an einem weiteren legendären Filmnachmittag mit den Eltern begegnete. Über neunzig Minuten lang lullt dieses aufwändige Musical das kleine (und große) Publikum mit Singen, Tanzen und knallbuntem Spaß ein. Dann führt die Story die Protagonist*innen, eine britische Patchwork-Family, in ein Fantasiereich, das wie ein deutsch-österreichisches Disneyland wirkt. Als dort, in den verwinkelten Gassen eines malerischen Fachwerkbauten-Städtchens, plötzlich der Kinderfänger auftaucht, verdunkelt sich die Stimmung in dem Film abrupt.

Der Schock dieses unvermittelten Einbruchs des Grauens in die zuckersüße Idylle paralysierte wohl nicht nur mich. Die Furcht, von der dürren Gestalt im schwarzen Kostüm ebenfalls in den klapprigen Pferdewagen gepackt zu werden, verfolgte mehrere Kindergenerationen. Mir bescherte der Auftritt des Kinderfängers aber zugleich eine ewige Lust an Horrorfilmen. Denn letztlich siegte das Sicherheitsgefühl.

Eine Karriere als Movie-Junkie

Mein erster Kinobesuch, bei dem ich als tapferer Volksschüler dann alleine auf die Leinwand starrte, nachdem mich die Begleitpersonen abgeliefert hatten, nannte sich „King Kong: Frankensteins Sohn“. Es folgte „Frankenstein: Der Schrecken mit dem Affengesicht“. Und „Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn“. Frankenstein tauchte sehr oft im deutschen Verleihtitel japanischer Billigmonster-Spektakel auf, in den Filmen selbst aber nie. Ich sah (mehrfach) den Untergang Tokyos, (Spielzeug-)Panzer im Kampfeinsatz, riesige Urzeit-Kreaturen, die die moderne Zivilisation zerstampften.

Godzilla Figur Tokio Hochhäuser
© Latrach Med Jamil Unsplash

Meinen uneingeweihten Mitschülern (es waren tatsächlich nur Buben damals) erzählte ich am nächsten Tag wilde Storys über Riesenaffen, so groß, dass sie ganz New York in ihrer Pratze hielten. Die Fantasie überschlug sich. Die Freude war riesig. Keine der sonntäglichen Nachmittagsmatineen in den lokalen Ton-Licht-Spielen entging mir mehr.

Und so begann eine Karriere als Movie-Junkie und cinephiler Gänsehaut-Liebhaber. Denn als reales Angsthäschen, gebeutelt vom Turnunterricht-Terror und gestresst von Mathematik-Hausaufgaben, wurde ich bald süchtig nach der Überwältigungskraft des Mediums Film. Gegen die apokalyptische Zerstörung durch Godzilla & Co. schrumpfte der Schrecken, wieder einmal unter den strengen Augen der Lehrerin-Domina nachsitzen zu müssen. Und nicht nur das: Die Kinobesuche erweiterten ungemein den engen Kleinstadt-Blickwinkel, in Technicolor und Cinemascope, plötzlich gab es eine Welt der fremden Kulturen, der wilden Abenteuer und echte Gefahren.

Ich fühlte mich in Japan, mit seinen verrückten Wissenschaftler*innen und Riesenmonstern, heimischer als in Österreich. Ich ritt mit einem französischen Native American namens Winnetou durch kroatische Western-Landschaften. Ich freute mich auf Besuche im nebligen Kulissen-London von Edgar Wallace, aufgebaut in Berliner Hinterhof-Studios. Die Genrefilme, in denen stets das Gute siegte, standen auch für einen moralischen Kompass, der einen durch die verwirrenden Sittenansichten der Dekade navigierte. Ergänzt durch Comic-Superheld*innen, die humanistischen TV-Weisheiten eines Captain Kirk oder den anarchischen Gestus der Prä-Punkrockerin Pippi Langstrumpf, lernte ich auch etwas fürs Leben.

Die Genrefilme, in denen stets das Gute siegte, standen auch für einen moralischen Kompass, der einen durch die verwirrenden Sittenansichten der Dekade navigierte.

Rein in die Jugendverbot-Vorstellung

Nicht immer wurde dabei der kindliche Adrenalinpegel in die Höhe gejagt. Verblödelte Paukerfilme, Naturdokumentation aus dem Hause Disney und tschechische Animationsklassiker lösten sich ab. Wichtig für den zukünftigen Autor dieser Zeilen war aber nur das Drama. Als mein spiritueller Blutsbruder Winnetou für mich unerwartet erschossen wurde, brach die Welt zusammen. Zwei Wochen später saß der Apachenhäuptling aber schon wieder auf seinem treuen Pferd Iltschi. Kino kann das, lernte ich. Es lässt die Helden wieder aufstehen, macht dir Angst und nimmt dir Ängste.

Eine Anekdote muss ich noch loswerden. Ich war zirka zehn Jahre alt, als mich mein Vater auf dringliches Bitten hin in eine Jugendverbot-Vorstellung von „Todesgrüße aus Shanghai“ schmuggelte. Der Ruf der verstorbenen Kung-Fu-Ikone Bruce Lee war zuvor bis in die steirische Provinz gedrungen. Die fast schon übermenschliche Kampfkunst, die ekstatische Verausgabung. All das ließ mein Herz rasend schnell klopfen. Nach diesem Kinobesuch war der Alltag vollends verändert: Voller übergroßer Gefühle und fliegender Körper, exotisch, kosmopolitisch, vibrierend.

Meinem Vater hat es nicht gefallen. Ich durfte danach aber mit anderen erwachsenen Begleitpersonen in das verbotene Reich eindringen. Italowestern, Science-Fiction-Epen, Biker-Movies, Zombie-Reißer, dazwischen Superman, Darth Vader und noch viel mehr Kung-Fu. Als bester Kunde der lokalen Tonlichtspiele gehörte ich bald zum Repertoire.

Das Flackern des Projektors

Tausende Filme folgten, in größeren Städten und bombastischeren Sälen. Im verschneiten Berlin hab ich als Teenager mal Weihnachten in einem Programmkino verbracht, mit dem „Texas Chainsaw Massacre“ und den „Gremlins“ natürlich. Inmitten kiffender Punks entdeckte ich meine Liebe zu Joe Dantes Kobolden und zur Hauptdarstellerin Phoebe Cates. Ich besitze heute Gizmo-Handpuppen und Gremlins-Spielzeug. Ich weine verlässlich, wenn der kleine, süße Mogwai singt, nach dem sich auch eine Band benannt hat. Viele Jahrzehnte später durfte ich Joe Dante treffen, den Gremlins-Schöpfer. Ein Kreis hat sich geschlossen.

Mir fallen etwas verstörende Kinobesuche mit meinem Vater ein, abseits vom Kung-Fu-Kino. „Die Blechtrommeln“, „Trio Infernal“, „The Man Who Fell to Earth”, die Stories verstand ich nicht immer, aber unvergessliche Bilder umso mehr. „Apocalypse Now“, den ich als Teenager mit meinem älteren Bruder zusammen sah, ließ mich wochenlang nicht los.

Ambitionierte Arthouse-Werke lösten in meiner Jugend zwischendurch den schönen Schund der jungen Jahre ab. Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, Kompromisslosigkeit und Kitsch gab es aber nie in meiner filmischen Wahrnehmung. Unschuldiger Feel-Good-Eskapismus ist zwischendurch herrlich, aber Abgründe bleiben höchst anziehend, vor allem auch wenn sie romantischer Natur sind.

Denn das ist die vielleicht essentiellste Prägung, die meine ersten kindlichen Kinoerfahrungen hinterlassen haben: Verstörung und Betörung liegen oft ganz nah beieinander. Letztlich spendet das Flackern des Projektors, das Flimmern auf der Leinwand, das Glühen im Dunklen, Trost, und gibt Hoffnung.

Ein guter Film, gerade wenn er dich ernsthaft aufwühlt, steht für pures Glück.

Meese Volkstheater Wien

Das 1970 in Tokio geborene, deutsche Multi-Talent Jonathan Meese hat ein breites, künstlerisches Repertoire. Von Installationen, Skulpturen und Collagen über Zeichnungen, Videokunst und Performances bis hin zu Gemälden – Meese nutzt viele Wege und Plattformen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Kunst an die Macht

Bei seinem immer wieder kehrenden Ruf nach der „Diktatur der Kunst“ steht nicht der kreative Mensch im Mittelpunkt, sondern die Kunst selbst – diese soll ausbrechen und an die Macht. „Es geht um die liebevollste Herrschaft einer Sache, wie Liebe, Demut und Respekt, zusammengefasst und gipfelnd in der Herrschaft der Kunst. In der Allmacht der Kunst geht es nicht um das Machtgehabe des Künstlermenschen oder um die Machtfantasien von Selbstverwirklichern und Realitätsfanatisten, sondern um die antinostalgische, alternativlose Macht der Kunst. Kunst stellt die Machtfrage, nicht der Künstler oder die Künstlerin. Jonathan Meese ist die Ameise der Kunst und ruft nur das aus, was alternativlos ohnehin passieren wird“, so Meese in einem Interview mit dem Schweizer Tages-Anzeiger.

Jonathan und Brigitte Meese sitzen an einem Tisch
© Jana Edisonga

Das Mutterzsöhnchen

Immer an der Seite von Jonathan Meese ist seine Mutter Brigitte. Die 93-Jährige ist Teil seiner Kunstprojekte und bringt Ordnung in sein Chaos.

Am 2. November können wir alle Zeug*innen dieser Mutter-Sohn-Beziehung werden. Denn die beiden sprechen einmalig im Volkstheater über ihr Leben und die großen Fragen der Menschheit. „Es werden alle offenen Fragen zu Themen wie Mutterschaft, Biografie, Kunstbetrieb, Wagner, Reiselust, Reichtum, Armut, Lieblingsgerichte, Unterschiede zwischen japanischer und hanseatischer Kultur, Ordnungsliebe, Diktatur, Demokratie, Erziehung, Sils Maria, Nietzsche, Schiffsreisen, Flugreisen, Bahnfahrten, Immobilien, Theater, Literatur, Ost und West, Nord und Süd und viele weiteren Punkten zu Sprache kommen“, heißt es in der Ankündigung zum Talk „Mutterzsöhnchen im Kunstglück“.

Illustration für das Volkstheater von Jonathan Meese
© Jonathan Meese

Einmal Mond und zurück

Ein weiterer Wegbegleiter von Jonathan Meese ist Filmemacher und Autor Alexander Kluge (mittlerweile 92 Jahre alt!). Zusammen haben sie das 2022 erschienene Werk „Schramme am Himmel“ verfasst und eine Ausstellung dazu gemacht. Im Zentrum davon: Die Figur Hagen von Tronje aus der Nibelungensage.

Meese und Kluge verbindet eine lange Freundschaft, sie können Stunden über „Gott und die Welt“ philosophieren. Am 20. Februar 2024 werden die beiden das wieder tun. Dieses Mal mit Publikum auf der Bühne vom Volkstheater. Unter dem Titel „Kosmische Miniaturen & Kunst im Welt(en)raum de Large“ sinnieren die Künstler über „die ganz großen Zusammenhänge von hier bis zum Mond – aber mindestens bis zum Jupiter“. Ein Talk-Abend mit einem imaginären Opernführer der Zukunft in 3 Akten und einem Vorspiel. Einmalig!

Jeweils 127 Stunden beste Unterhaltung, so der Plan für die zwei Abende: „Was sind schon 127 Stunden im Angesicht der Unendlichkeit? Alleine zum Mond braucht man 3 Tage. Mindestens! Und nur Hin! Zurück dann wieder 3, je nachdem, denken Sie allein mal an die Umlaufbahnen. Und wir wollen ja viel weiter, als bis zum Mond. Mindestens bis zum Jupiter – And beyond Infinity.“

Klingt anstrengend, aber spannend …

Plakat Alexander Kluge und Jonathan Meese im Volkstheater Wien
© Jonathan Meese

Das Wiener Volkstheater möchte ein unprätentiöser, offener und niedrigschwelliger Ort für alle sein. Mit ungewohnten Ästhetiken, neuartigen Erzählweisen, besonderen künstlerischen Handschriften und diskursiven Formaten. Das inhaltliche Programm und dessen Ästhetiken und Formen sind dabei so vielfältig wie die Menschen, die an diesem Haus gemeinsam arbeiten.

Volkstheater Wien