It’s all about Lust und Leidenschaft, Baby: The Kills in Wien

In puncto spannender Konzerte mit Indie-Flair oder alternativem Touch herrscht derzeit in Wien fast eine Art Ausnahmezustand: Queens of the Stone Age, Nine Inch Nails, Sextile, Amyl & The Sniffers, St. Vincent – die Liste ist lang. Beinahe jeden Abend spielt irgendwo eine großartige Band, ob internationaler oder österreichischer Herkunft. Oft kollidieren auch zwei oder mehrere Events miteinander.

Inmitten des dauerhaften Ausgehstresses sticht für ewige Indie-Rocker*innen ein Termin besonders hervor: The Kills beehren endlich mal wieder Wien. Ja genau, Alison Mosshart und Jamie Hince machen in der Donaumetropole Station. Um die dazugehörige Euphorie meinerseits zu verstehen, braucht es vielleicht ein kurzes Millennium-Flashback.

Die musikalische Revolution

Nachdem gegen Ende der 90er-Jahre im Popuniversum eine allgegenwärtige Fadesse herrschte – zwischen jammernden Indie-Gesängen, akademischem Postrock, immer belangloser dahinplätscherndem Friseursalon-House und Legionen von herumfrickelnden Laptop-Nerds – kündigte sich zur Jahrtausendwende eine kleine Revolution an.

Das Nachtleben wurde wieder rauer, glamouröser, musikalisch eklektischer. Disco, New Wave und Electro gaben plötzlich in Mashup-Variationen den pulsierenden Ton an. Parallel dazu machte sich auch in internationalen Hipster-Szenen eine fiebrige Energie breit; roher Rock’n’Roll hallte wieder durch Proberäume und Clubs zwischen London, New York und Wien. „The“-Bands wie die Strokes, White Stripes oder Libertines ließen damals verstaubte Gitarrenmusik erneut mitreißend klingen, die Yeah Yeah Yeahs oder Interpol beamten den schattseitigen Postpunk in die damalige Zeit.

Mittendrin in diesem Hype-Aufruhr stand ein Duo, das aus sämtlichen herumzirkulierenden Retro-Styles nur die pure Essenz nahm und daraus ein ganz eigenes Ding kondensierte: The Kills, bis heute bestehend aus der US-Sängerin Alison Mosshart und dem britischen Gitarristen Jamie Hince, ergänzt durch eine simple Drum-Machine, verknüpften den rohen Spirit des Rock’n’Roll und Blues mit einer Affinität für Beats und Grooves abseits des Bumm-Bumm-Tschak dahindreschender Rockcombos. Ungeheuer minimalistisch war und ist diese Musik, extrem intensiv, verdammt sexy, melancholisch – und fies zugleich. It’s all about Lust und Leidenschaft, Baby.

Album-Meisterwerke wie „Keep on Your Mean Side“ (2003), „No Wow“ (2005) oder „Midnight Boom“ (2008) pendeln abwechslungsreich zwischen krachigen Aggro-Stücken, traumhaften Balladen, Rockabilly-Zitaten und Dub-Einflüssen – aber immer im Rahmen der strengen Selbstbeschränkung, die sich The Kills von Anfang an auferlegt hatten.

Tratsch und Fremdgehen

Live standen VV und Hotel, wie sie sich damals nannten, mal zittrig auf der Stelle; dann schwitzten und sangen sie sich aus nächster Nähe an – ruhelos, ekstatisch. Ein eng verschweißtes und – das muss man schon sagen – wahnsinnig geil aussehendes Bühnenpaar, das privat aber „nur“ bestens befreundet ist. So etwas lieferte natürlich auch Stoff für Klatschkolumnen.

Um die Zeit von „Blood Pressures“ anno 2011 nahm der Tratsch um das Duo unangenehm zu – und schwappte auch in den Mainstream über. Der Grund: eine Beziehung von Jamie Hince mit Supermodel Kate Moss, die in einer Hochzeit mündete. Als ihr der Musik- und Freizeitkumpel durch die Ehe für eine Weile abhandenkam, ging Alison Mosshart mit Jack White künstlerisch fremd. Die Rock’n’Roll-Supergroup The Dead Weather überzeugte mit einigen großartigen Songs – aber an die spezielle Magie von The Kills kam das Projekt genauso wenig heran wie andere lässige Kollaborationen der Gesangsgöttin.

Ungeheuer minimalistisch war und ist diese Musik, extrem intensiv, verdammt sexy, melancholisch – und fies zugleich.

The Kills forever

Rückblende beendet, Schnitt in die Jahre 2016 und 2023. Mit den Alben „Ash & Ice“ und „God Games“ fanden The Kills wieder zueinander. Das jüngste Album wurde inspiriert von ihren Lieblingsstädten L.A. und New York – Alison und Jamie kreierten einen neuen Sound, mit Hip-Hop- und R’n’B-Elementen, ohne den alten Kills-Spirit zu verlieren. Die lang ersehnte Live-Darbietung des Rock-Duos im kommenden Monat verspricht also Großes – wenn das Wetter am 13. Juli in der Wiener Arena Open Air mitspielt …

Ankündigung The Kills in der Wiener Arena im Juli 2025
© Myles Hendrik

The Kills wurden 2000 gegründet, zwei Jahre später veröffentlichten Alison und Jamie ihre Debüt-EP „Black Rooster“ und 2003 folgte das erste Album „Keep On Your Mean Side“. Seitdem ist die britisch-amerikanische Rockband fixer Bestandteil der internationalen Musikszene. Das sechste Studioalbum „God Games“ ist 2023 erschienen, am 13. Juli 2025 spielen The Kills live in der Wiener Arena ein Open Air inkl. Support Anda Morts, Tickets hier.

The Kills

Die sprachliche Identität und der Minderwertigkeitskomplex

„Was Deutsche und Österreicher trennt, ist die gemeinsame Sprache“, hat schon der Kabarettist Karl Farkas festgestellt. Ein Zitat, das immer wieder fälschlicherweise Karl Kraus zugeschrieben wird und bei dem die Meinungen auseinandergehen, ob es so überhaupt stimmt. Eines steht aber fest: Die Sprache sollte durchaus dazu dienen, Österreich nicht nur politisch von Deutschland abzugrenzen, und zwar im Zuge der (neuerlichen) Nationsbildung nach dem Zweiten Weltkrieg, der vor 80 Jahren endete. Folgerichtig erteilte das Unterrichtsministerium der jungen Zweiten Republik dem Österreichischen Bundesverlag (öbv) den Auftrag, ein eigenes „Österreichisches Wörterbuch“ zu erstellen, dessen erste Auflage 1951 erschien. Soeben ist eine aktualisierte Ausgabe herausgekommen. (Randnotiz: Ironischerweise gehört der 1772 gegründete Österreichische Bundesverlag seit der Privatisierung im Jahr 2002 zum deutschen Klett-Verlag.)

500.000 deutsche Wörter, davon 50.000 originär österreichisch

„Wenn eine Gruppe eine gemeinsame Sprache hat, hat sie auch eine gemeinsame Identität“, erklärt Christiane Pabst, die Chefredakteurin des „Österreichischen Wörterbuchs“, die Intention dahinter, das österreichische Deutsch zu kodifizieren. Und so umfasste das erste „Österreichische Wörterbuch“ 1951 rund 23.600 spezifisch österreichische Stichwörter. Als Christiane Pabst 2015 Chefredakteurin wurde, waren es schon rund 70.000 Begriffe – heute, in der 44. Auflage, sind es an die 100.000. „Davon ist etwa die Hälfte originär österreichisch.“ Zum Vergleich: In der aktuellen Ausgabe des deutschen Universalwörterbuchs „Duden“ wird der Wortschatz der deutschen Alltagssprache auf rund 500.000 Wörter geschätzt und der zentrale Wortschatz auf rund 70.000 Wörter. Somit würden Austriazismen etwa ein Zehntel des gesamtdeutschen Wortschatzes ausmachen. Das „Österreichische Wörterbuch“ jedenfalls enthält laut seiner Chefredakteurin „den gesamten österreichischen Sprachbestand sowie alle im Land gebräuchlichen Begriffe, inklusive Etymologien. Da gibt es natürlich eine gewisse Schnittmenge mit dem ‚Duden‘, der das bundesdeutsche Deutsch abbildet.“

Und da ist sie wieder, die gemeinsame Sprache, die uns trennt. Nämlich nicht nur dann, wenn „Ösis“ und „Piefkes“ für dieselben Dinge andere Bezeichnungen haben (Sackerl/Tüte, Marille/Aprikose, Sessel/Stuhl, Mistkübel/Abfalleimer), sondern auch dann, wenn sie dasselbe sagen, aber etwas anderes meinen. Der Chefarzt zum Beispiel ist in Deutschland der Primarius einer Klinik, während er in Österreich im Medizinischen Dienst der Gesundheitskasse Bewilligungen ausstellt. „Da haben wir beide Bedeutungen im ‚Österreichischen Wörterbuch‘ mit entsprechender Kennzeichnung vermerkt“, sagt Christiane Pabst.

Sprachliche Fallstricke für Jurist*innen

Besonders aufpassen müssen Jurist*innen, meint der Sprachwissenschafter Rudolf de Cillia. So finden sich allein in Rudolf Muhrs und Marlene Peinhopfs „Wörterbuch rechtsterminologischer Unterschiede Österreich–Deutschland“ mehr als 2.000 Begriffe, die jeweils eine andere Bedeutung haben. So ist zwar das Vergehen in Österreich ebenso wie in Deutschland eine geringere rechtswidrige Tat als ein Verbrechen, allerdings beträgt hier das maximale Strafmaß drei Jahre und dort nur ein Jahr.

„Bei allem, was mit staatlicher Organisation zu tun hat, gibt es große Unterschiede“, stellt der Sprachwissenschafter fest, „von der AHS über den Konsumentenschutz und die Studienberechtigungsprüfung bis zum Zulassungsschein.“ Mittlerweile gibt es zusätzlich auch noch ein EU-Deutsch, das zum Teil wieder andere Bedeutungen aufweist. So ist zum Beispiel eine Verordnung in Österreich (und auch in Deutschland) eine an eine Personengruppe gerichtete, generell verbindliche Rechtsnorm, die durch ein Regierungs- oder Verwaltungsorgan (Exekutive) erlassen wird. Die Europäische Union hingegen versteht unter einer Verordnung einen Rechtsakt mit allgemeiner Gültigkeit und unmittelbarer Wirksamkeit in den Mitgliedstaaten, der dort sogar einen Anwendungsvorrang hat.

Der Kampf um die Marmelade beim EU-Beitritt

Übrigens spielte die EU ihre ganz eigene Rolle im Ringen um die österreichische Sprachidentität. So verweist Rudolf de Cillia neben dem „Österreichischen Wörterbuch“, das auch für ihn ein wichtiger Punkt in der Abgrenzung von Deutschland ist, auf das berühmte Protokoll Nummer 10 im EU-Beitrittsvertrag von 1995. Darin ist nämlich festgehalten: „1. Die in der österreichischen Rechtsordnung enthaltenen und im Anhang zu diesem Protokoll aufgelisteten spezifisch österreichischen Ausdrücke der deutschen Sprache haben den gleichen Status und dürfen mit der gleichen Rechtswirkung verwendet werden wie die in Deutschland verwendeten entsprechenden Ausdrücke, die im Anhang aufgeführt sind. 2. In der deutschen Sprachfassung neuer Rechtsakte werden die im Anhang genannten spezifisch österreichischen Ausdrücke den in Deutschland verwendeten entsprechenden Ausdrücken in geeigneter Form hinzugefügt.“

Ältere Semester erinnern sich noch an den Kampf um die Marmelade, den eine österreichische Tageszeitung damals führte „und natürlich verloren hat, auch wenn sie es als Sieg gefeiert hat – aber de facto werden Sie in keinem Supermarkt etwas anderes als Konfitüre finden, es sei denn, es handelt sich um Orangen- oder Zitronenmarmelade.“ Höchstens auf lokalen Märkten darf der Terminus „Marmelade“ verwendet werden. „Das zeigt, wie wichtig die Sprache für die Identitätsbildung ist.“ Nicht von ungefähr ist neben dem „Piefke“ der „Marmeladinger“ eine weitere abwertende österreichische Bezeichnung für die nördlichen Nachbar*innen.

Wienerisch am Beispiel eines alten Zeitungsausschnitts
© Mathias Ziegler

Die meisten Unterschiede gibt es beim Essen

Apropos Marmelade: Rudolf de Cillia hat mit einem großen Forschungsprojekt aufgezeigt, wo im alltäglichen Sprachgebrauch die Unterschiede am häufigsten sind – nämlich in der Regel dort, wo es ums Essen geht. Man denke nur an Schlagobers vs. Sahne, Topfen vs. Quark, Paradeiser vs. Tomaten, Semmel vs. Brötchen, Melanzani vs. Aubergine, Knödel vs. Kloß, Erdapfel vs. Kartoffel, Berliner vs. Krapfen, Frankfurter vs. Wiener, aber auch gut vs. lecker. Und: Deutsche laufen, wo Österreicher*innen lediglich gehen. Und wenn Deutsche nicht gelaufen sind, dann haben sie gestanden oder gesessen, wo Österreicher*innen gestanden oder gesessen sind. Ein*e Österreicher*in würde auch im Alltag kaum das Plusquamperfekt verwenden, das bei Deutschen oft als Ersatz für das Perfekt zum Einsatz kommt.

Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten wie das Fugen-s (Schweinsbraten/Schweinebraten) oder die Mehrzahlbildung (Erlässe/Erlasse, Pölster/Polster), die den Unterschied ausmachen. Spannend ist auch das Verhältnis zu Titeln jeglicher Form. Während in Österreich akademische Grade ebenso wie Amtstitel einfach zum Namen dazugehören und es schon genügt, einen Arzt zu heiraten, um selbst zur „Frau Doktor“ zu werden, sind Adelstitel seit 1919 per Gesetz verboten. In Deutschland ist es fast umgekehrt: Da ist ein „von“ im Namen überhaupt kein Problem, dafür kann es einem Nicht-Mediziner durchaus passieren, dass er scheel angeschaut wird, wenn er sich als „Doktor“ vorstellt und womöglich auch noch einen ebenfalls erworbenen „Magister“ dazustellt. „Ein deutscher Kollege hat einmal von österreichischer Titelhuberei gesprochen“, erzählt Rudolf de Cillia.

Österreicher*innen sollen anders buchstabieren

Nur beim Buchstabieren ticken Deutsche und Österreicher*innen bisher gleich. Doch das soll sich ändern, denn nach der neuen deutschen Buchstabiertabelle aus dem Jahr 2019 wurde auch erstmals eine eigene österreichische Tabelle entwickelt, die nun auch in der neuen Auflage des „Österreichischen Wörterbuchs“ zu finden ist. Statt von A wie Anton bis Z wie Zeppelin zu buchstabieren, heißt es in Deutschland künftig A wie Aachen (und Ä wie Umlaut Aachen) bis Z wie Zwickau. Dazwischen liegen 24 weitere Städtenamen, die zum Teil so speziell sind (zum Beispiel Chemnitz oder Quickborn), dass sie einfach nicht für die österreichische Tabelle taugen würden.

Hier führt nun Anna die Liste an, gefolgt vom Ärmel statt Ärger und Bernhard statt Berta. Der aus der Nibelungensage bekannte Held Siegfried wurde durch Sarah ersetzt, aus dem Übel wurde die Übung, und das Zeppelin – das eigentlich immer nur der Ersatz für Zürich war – musste der letzten österreichischen Kaiserin Zita weichen. Womit wir bei einem weiteren Grund für die neue österreichische Buchstabiertabelle sind: Die alte stammte nämlich aus der NS-Zeit, und folgerichtig waren sämtliche jüdischen Namen daraus getilgt worden. Quasi als Wiedergutmachung gesellt sich nun zu Abrahams Frau Sarah der biblische König David. Ganz neu hinzugekommen ist China fürs Ch, gleich geblieben hingegen sind Cäsar, Ida, Otto, Österreich, Quelle, Schule, Xaver und Ypsilon. Bleibt abzuwarten, wie lange es dauern wird, bis sich das neue Buchstabier-Alphabet durchgesetzt hat.

Wenn Anrainer*innen zu Anwohner*innen werden

Abseits der verschiedenen Begrifflichkeiten ist dem Sprachforscher Rudolf de Cillia noch etwas anderes aufgefallen: Es hat den Anschein, dass insgesamt Österreicher*innen leichter deutsche Dialekte verstehen als Deutsche österreichische. Irritierend findet er dabei, dass das deutsche Deutsch nicht nur – früher durch das Fernsehen und heute durch Social Media verstärkt – in die Jugendsprache hinüberschwappt, sondern dass etwa auch die Wiener Verwaltung plötzlich Anrainer*innen zu Anwohner*innen macht. „Es gibt da sicher einen gewissen Minderwertigkeitskomplex in Bezug auf das österreichische Deutsch“, stellt Rudolf de Cillia fest. Dem stimmt Christiane Pabst zu: „Viele Österreicher*innen empfinden ihre Sprache als nicht gleichwertig mit dem deutschen Deutsch.“ Aber nicht nur sie. „Ich kenne viele Kolleg*innen, die außerhalb Österreichs als Lektor*innen tätig waren und von Nicht-Muttersprachlern in ihrer Varietät des Deutschen nicht für voll genommen wurden“, berichtet Rudolf de Cillia. „Eine Kollegin hat einmal in Frankreich für Weihnachtskekse das Wort ‚Bäckerei‘ statt ‚Plätzchen‘ verwendet – da hat es einen Aufstand gegeben.“

Und da wäre er wieder, der eingangs erwähnte Karl Kraus. Der verwendete nämlich speziell das Wienerische beziehungsweise die österreichische Umgangssprache als Symbol für provinzielles Denken und Verhalten, als Leitsatz für eine österreichische Selbstverharmlosung und für ähnliche negative Erscheinungen.

Sprachforscher Rudolf de Cillia
Sprachforscher Rudolf de Cillia © Mathias Ziegler

Es gibt da sicher einen gewissen Minderwertigkeitskomplex in Bezug auf das österreichische Deutsch.

„Wir sprechen eine kodifizierte, vollwertige Sprache“

Dabei, betont die Chefredakteurin des „Österreichischen Wörterbuchs“, entbehrt die devote österreichische Haltung gegenüber der Sprache der nördlichen Nachbar*innen jeglicher Grundlage. Denn: „Es gibt drei gleichwertige deutsche Sprachvarietäten: die deutsche, die österreichische und die schweizerische.“ Österreich könnte hier von der Schweiz einiges lernen, die sich und ihre Sprache sehr ernst nimmt. „Hier gibt es ein sehr starkes Nationalitäts- und Identitätsbewusstsein“, stellt Christiane Pabst fest. „Aber die Schweiz musste sich auch nie von Deutschland freispielen, so wie Österreich.“ Sie hat aber schon den Eindruck, „dass sich zum Beispiel im Rat für deutsche Rechtschreibung gerade die Deutschen – ausgehend von ihrer eigenen Haltung – erwarten, dass die Österreicher*innen zu ihrer Sprachvarietät stehen, sie ernst nehmen und sich dafür starkmachen.“

Sie wünscht sich deshalb für ihre Landsleute, die sich allzu oft dem deutschen Deutsch anpassen, wenn sie „schön“ sprechen wollen oder wenn es offiziell wird, „mehr Selbstbewusstsein und die Überzeugung, dass wir in Österreich eine kodifizierte, vollwertige Sprache sprechen.“ Das betrifft nicht nur Menschen, die nicht so sprachaffin sind. So erzählt Christiane Pabst eine Anekdote aus dem ORF: „Im österreichischen Deutsch kann man sowohl ‚das Virus‘ als auch ‚der Virus‘ sagen, wobei ‚der Virus‘ überwiegt. Im deutschen Fernsehen hat man aber in der Corona-Zeit immer nur ‚das Virus‘ gehört, weshalb man sich im ORF dann auf ‚das Virus‘ geeinigt hat, weil das ja die richtige Form sein muss. So funktioniert aber auch Sprachgeschichte.“

Das „Österreichische Wörterbuch“ als Abbild seiner Zeit

Die Pandemie war es übrigens auch, die für besonders viele neue Begriffe in der jüngsten 44. Auflage des „Österreichischen Wörterbuchs“ gesorgt hat: „Da sind neue Wörter wie Impfstraße, Impfneid, natürlich auch Covid-19 dazugekommen“, berichtet Christiane Pabst, „aber auch Bedeutungserweiterungen: Bei der Maske zum Beispiel ist zur Faschingsverkleidung, zur Kosmetikanwendung und zum In-der-Maske-sitzen der Mundnasenschutz aufgenommen worden. Oder im administrativen Bereich der Oster-Erlass des damaligen Gesundheitsministers.“ Der Sinn dahinter ist, dass man später Texte, die sich darauf beziehen, besser versteht. Das „Österreichische Wörterbuch“ ist also auch ein Abbild seiner Zeit.

Das Nachschlagewerk ist einem steten Wandel unterworfen, wie die Zahl der Auflagen zeigt. Denn wenn nicht mehr als 70 Prozent des Inhalts geändert werden, gibt es keine neue, sondern lediglich eine aktualisierte Auflage. Insofern sind 44 Auflagen in fast 75 Jahren ganz schön viel. Eine der größten Veränderungen gab es 1996 im Zuge der großen Rechtschreibreform. Und für das kommende Schuljahr steht die aktualisierte, 44. Auflage an, die im Juni erscheint und wieder eine größere Reform abbilden wird. Neben der Schul- gibt es auch eine Buchhandelsausgabe. „Das Wörterbuch soll nicht nur in der Schule helfen, sondern auch im Medizin- und Administrativdschungel in Österreich. Das ist mir wichtig, dass es für alle Menschen in Österreich da ist“, betont Christiane Pabst. Folgerichtig enthält es auf rund 1.000 Seiten nicht nur diverse Tabellen zu Konjugationen, stark gebeugten Verben und andere Übersichten für Schüler*innen, sondern auch eine differenzierte Darstellung diverser Fachsprachen (Jus, Medizin, Biologie, Mathematik), eine Auflistung aller österreichischen Kfz-Kennzeichen – und eine Erläuterung zu den oben angesprochenen diversen akademischen Titeln.

Sensible Sprache

Speziell dieser Anhang trägt die Handschrift von Christiane Pabst, die seit 2004 mit dem „Österreichischen Wörterbuch“ verbunden ist, damals als Konsulentin. Nach diversen Projekten im In- und Ausland von Ungarn bis Brasilien zu verschiedenen Sprachthemen – „Wörterbücher haben mich immer begleitet“, meint sie im Rückblick – ist sie seit 2015 Chefredakteurin des Nachschlagewerks mit einer Handvoll Mitarbeiter*innen und etwa einem Dutzend Konsulent*innen. Und in ihrer Ägide hat sie vor allem in Bezug auf sensible Sprache neue Schwerpunkte und Akzente gesetzt. Das „Österreichische Wörterbuch“ gibt nämlich nicht nur ganz genau Auskunft darüber, welche in Österreich gebräuchlichen Begriffe rassistisch oder diskriminierend sind, sondern enthält auf den letzten Seiten eine Art Sprachknigge. „Man soll nicht nur geschlechtersensibel sprechen, sondern der Umgangston ist insgesamt eine Frage des Respekts, und das ist modeunabhängig“, betont Christiane Pabst.

Der Jugendsprache immer einen Schritt hinterher

Eine besondere Herausforderung für sie und ihr Team ist die Jugendsprache. Denn die entwickelt sich schneller, als die Redaktion ihre Begriffe ins Wörterbuch übernehmen kann. So sucht man etwa neben dem „Digestiv“ den „Digger“ vergeblich. Noch, sagt Christiane Pabst. „In der neuen Auflage kommt er hinein“, verspricht sie. Ob dann auch „heast“, immerhin das österreichische Jugendwort des Jahres 2024, endlich Eingang ins „Österreichische Wörterbuch“ finden wird, bleibt abzuwarten.

In der Online-Version finden neue Begriffe natürlich rascher Eingang in das Nachschlagewerk. Allerdings gibt es derzeit keine vollständig frei zugängliche Online-Version. Man braucht den Code aus einem gekauften Exemplar, um die Website nutzen zu können. Ohne diesen sind fünf Suchanfragen möglich, während duden.de komplett kostenfrei nutzbar ist.

Chefredakteurin Christiane Pabst verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass auf der Website des „Österreichischen Wörterbuchs“ keine Werbung erlaubt ist – im Gegensatz zu jener des „Duden“, die voll davon ist. Sie will aber das Online-Wörterbuch in den nächsten Jahren aufwerten. „Meine Philosophie ist, dass das haptische Printprodukt und das Nachschlagewerk im Internet zwei getrennte Welten sind.“ Ob dann auch eine App folgt? Wer weiß.

Man soll nicht nur geschlechtersensibel sprechen, sondern der Umgangston ist insgesamt eine Frage des Respekts, und das ist modeunabhängig.

Das „Österreichische Wörterbuch“ ist erstmals 1951 erschienen, am 10. Juni 2025 ist eine neue Ausgabe davon herausgekommen. Chefredakteurin Christiane Pabst wünscht sich mehr Selbstbewusstsein und die Überzeugung, dass wir in Österreich eine kodifizierte, vollwertige Sprache sprechen. Auch Sprachwissenschafter Rudolf de Cillia betont, wie wichtig die Sprache für die Identitätsbildung ist.

Österreichisches Wörterbuch

Theatergruppe teatro: NS-Widerstand auf der Musical-Bühne

Die Sonne scheint immer noch.“ Diese letzten Worte von Sophie Scholl sind in die Geschichte eingegangen. Am 22. Februar 1943 wurde die 21-Jährige gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl und ihrem Mitstreiter Christoph Probst in München hingerichtet. Ihr Verbrechen: Ihre Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ hatte Flugblätter verteilt, in denen zu lesen war, was für ein verbrecherisches Regime der Nationalsozialismus darstellte.

82 Jahre später bringt Intendant Norberto Bertassi nun mit seinem Bühnenprojekt teatro ein Musical über Sophie Scholl auf die Bühne, das für ihn ein Herzensprojekt ist. Denn die Widerstandskämpferin begegnet dem Theatergründer täglich mehrmals – auf einem Straßenschild. „Als ich vor zwölf Jahren in die Sophie-Scholl-Gasse übersiedelt bin, war für mich klar: Irgendwann möchte ich dieser beeindruckenden jungen Frau ein Musical widmen“, erzählt Norberto im Gespräch mit funk tank.

Bis zu 3.000 Kinder auf der Musical-Bühne

Und jetzt ist es endlich so weit: Nachdem im Jänner 2023 das Musical „Anne Frank“ Premiere hatte, folgt nun eine weitere teatro-Inszenierung mit NS-Bezug: „Sophie Scholl – Die weiße Rose“. Beide Stücke werden von einem jungen Ensemble für ein junges Publikum gespielt, so wie es bei teatro üblich ist. Denn seit der Gründung im Jahr 1999 verfolgen Norberto und sein Team das Ziel, Kinder und Jugendliche nicht nur für das Theater zu begeistern, indem sie ihnen etwas zu sehen und hören geben, sondern indem sie auch selbst auf der Bühne stehen dürfen.

Und das waren in den vergangenen 26 Jahren geschätzte 2.000 bis 3.000 Kinder. Denn neben der Erarbeitung der beiden Saisonstücke am Hauptstandort Mödling gibt es auch mehrere Workshops und Musical-Academies im Rahmen der Wiener Volkshochschulen: In der Brigittenau, in Meidling und in der Seestadt Aspern studieren je drei Klassen zu je 10 bis 15 Kindern ein Jahr lang einmal pro Woche ein Musical ein, das am Schluss vor Freund*innen und Familie aufgeführt wird.

Von teatro zur Ronacher-Hauptrolle

Was einst als kleine Kulturinitiative auf einem Bauernhof im südlichen Niederösterreich begonnen hat, ist heute eine echte Institution. Und eine Talenteschmiede, denn manche kleinen teatro-Knirpse von früher sind mittlerweile gefragte Schauspieler*innen. Eines der bekanntesten Aushängeschilder ist derzeit wohl Moritz Mausser, der ab seinem elften Lebensjahr in Mödling unter anderem als Pinocchio, Hutmacher („Alice im Wunderland“), Huckleberry Finn oder Fuchs („Der kleine Prinz“) Bühnenluft schnupperte – und jetzt die Hauptrolle im Falco-Musical „Rock me Amadeus“ im Ronacher spielt.

Norberto verweist auf die Pionierarbeit, die teatro in Sachen Kinder- und Jugendtheater geleistet hat: „Als wir vor rund 25 Jahren angefangen haben, gab es zwar einige Sprechtheater von Jungen für Junge, aber wir waren damals die Einzigen, die Musiktheater gemacht haben. Und das alles im Eigenbau.“ Die Texte stammen aus der Feder von Norbert Holoubek, für die Musik zeichnet Walter Lochmann verantwortlich, und die Choreografien entwickelt Kathleen Bauer. „Wir machen alles selbst und nehmen keine fremden Stücke“, erzählt der Intendant, der insgeheim hofft, umgekehrt einmal einem großen Theater eine seiner Produktionen verkaufen zu können.

Apropos Geld: Wie sieht es denn finanziell aus? Norbertos kurze Antwort: In Niederösterreich ist alles fein, da ist teatro Teil des Theatersommers und wird entsprechend gefördert. „In Wien hingegen bekommen wir gar nichts, weil die Stadt nur Profis unterstützt und keine Theaterprojekte mit Kindern.“ Dabei leisten die drei Musical-Academies einen wichtigen Beitrag zur Kulturbildung, der von den Eltern der kleinen Darsteller*innen gestemmt werden muss. Das führt unter anderem dazu, dass in Aspern die Kulturgarage für die Abschlussaufführung zu teuer ist und man nach Groß-Enzersdorf ausweichen muss. Der Impresario Michael Niavarani hingegen schätzt die teatro-Produktionen offensichtlich, wie die geplanten Aufführungen von „Cinderella“ diesen Sommer in seinem Theater im Park und „Die Weihnachtsgeschichte“ im Dezember in seinem Globe beweisen.

Norberto Bertassi vom teatro Mödling
Norberto Bertassi vom teatro Mödling © teatro

Als ich vor zwölf Jahren in die Sophie-Scholl-Gasse übersiedelt bin, war für mich klar: Irgendwann möchte ich dieser beeindruckenden jungen Frau ein Musical widmen.

Ensemble von 9 bis 71 Jahre

Bei diesen Wiederaufnahmen mit dabei ist der älteste teatro-Darsteller: Peter Faerber – unter anderem bekannt als die Stimme von Thomas Brezinas sprechendem Fahrrad Tom Turbo – könnte mit seinen 71 Jahren der Urgroßvater des aktuell jüngsten teatro-Mitglieds (9) sein, das bei der zweiten großen Saisonproduktion in Mödling mitwirkt: Für die Jüngsten wird das locker-leichte Musical „Mogli“ gegeben, und zwar in einer aufgepimpten Version der Produktion aus dem Jahr 2012: „Es gibt neue Musik, und das Ganze wird viel größer und viel aufwendiger“, schwärmt Norberto.

Der jüngste Darsteller in „Sophie Scholl“ ist hingegen schon 17 Jahre alt, und das aus gutem Grund. Denn locker-leicht ist hier gar nichts. Es beginnt 1938 in Forchtenberg, wo Vater Scholl Bürgermeister ist und seine Kinder zunächst Feuer und Flamme sind und freudig mitmachen bei der Hitlerjugend. „Aber dann steigert sich das alles immer mehr, und die Kinder verlassen eines nach dem anderen diese fürchterliche Ideologie und geben dem Vater Recht, der von Anfang an dagegen war“, schildert Norberto den Plot. Es ist also eine Entwicklungsgeschichte in Bezug auf den Nationalsozialismus, der ja anfangs von vielen als das Heil in der Wirtschaftskrise begrüßt wurde, ehe er seine hässliche Fratze ganz offen zeigte. „Und wir sehen jetzt gewisse Parallelen. Manche Menschen scheinen vergessen zu haben, was hier in Europa früher los war“, meint der Intendant. Rechtspopulistische Tendenzen, die immer wieder aufflammende Migrationsdebatte, der Krieg in der Ukraine – all das macht Norberto Sorgen und ist mit ein Grund für ihn, die Geschichten von Anne Frank und Sophie Scholl zu erzählen „und uns an der Erinnerungskultur zu beteiligen“.

80 Jahre Weltkriegsende, und die Sonne scheint immer noch

Und dann ist da ja noch der besondere Termin heuer, jährt sich doch das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Genau am 8. Mai, dem Datum des offiziellen Kriegsendes, wird „Anne Frank“ in Mödling als konzertante Version aufgeführt. „Mödling feiert da auch 150 Jahre Stadterhebung, da hat sich das ganz gut ergeben“, erklärt Norberto. Die Premiere von „Sophie Scholl – Die weiße Rose“ ist dann am 10. Juli im Stadttheater Mödling, die Inszenierung wird aber später auch im Wiener Vindobona zu sehen sein.

Und Norberto denkt bereits über weitere Produktionen mit historischen Bezügen nach. Wichtig ist ihm dabei Faktentreue, weshalb er zur „Weißen Rose“ etliche Sachbücher verschlungen hat. Und er überlegt sich gut, was und wie viel davon er dem jungen Publikum zumuten kann. So endet das Musical „Anne Frank“ bereits mit der Entdeckung und Gefangennahme im Amsterdamer Hinterhaus, „und wir haben dann bloß szenisch berichtet, was aus jeder einzelnen Person geworden ist – das ist traurig genug.“ Bekanntlich starb Anne ein halbes Jahr nach ihrer Verhaftung im KZ Bergen-Belsen. Die Hinrichtung von Sophie Scholl kommt zwar im Stück vor, „aber nicht so plakativ“, sagt Norberto. Und: „Es endet mit einer Überraschung.“ Worin die besteht, verrät er natürlich nicht. Nur so viel: „Wir wollen das Publikum nicht traurig nach Hause schicken.“ Vielleicht hat er ja bei der Entwicklung des Stücks herausgearbeitet, wie viel Trost und Hoffnung trotz allem in Sophies letzten Worten liegen: „Die Sonne scheint immer noch.“

Theatergruppe teatro aus Mödling mit "Sophie Scholl" 2025
"Sophie Scholl" © teatro

Das 1999 gegründete Musiktheater teatro – unter der Leitung von Norberto Bertassi – widmet eine seiner beiden heurigen Saisonproduktionen der Geschichte der „Weißen Rose“ um Sophie und Hans Scholl. Nach anfänglicher Begeisterung für den Nationalsozialismus nahmen die beiden Geschwister in den frühen 1940er-Jahren zunehmend dessen Unmenschlichkeit wahr und gründeten in München eine Widerstandsgruppe, die insbesondere Flugblätter verteilte, in denen sie zum Sturz des Regimes aufriefen. Im Laufe des Jahres 1943 wuchs dieser Protest auf weitere deutsche Städte, und selbst in Wien tauchten die Flugschriften der „Weißen Rose“ auf. Am 18. Februar 1943 wurden Sophie und Hans verhaftet, als sie an der Universität München rund 1.700 Flugzettel verteilten, und vier Tage später zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Diese Geschichte zeichnet das 14-köpfige Ensemble von teatro im Musical „Sophie Scholl“ nach. Premiere ist am 10. Juli 2025 um 19:30 Uhr im Stadttheater Mödling, weitere Vorstellungen dort sind am 19. Juli, 26. Juli und 2. August. Das Musical gastiert außerdem am 8. November im Wiener Vindobona – das Datum ist kein Zufall, liegt es doch mitten in der Gedenkwoche an die Pogrome vom 9./10. November 1938, bei denen im gesamten Deutschen Reich (also auch in Österreich) in einer konzertierten Aktion jüdische Einrichtungen zerstört und zahlreiche Menschen misshandelt wurden.

Den Auftakt zur teatro-Saison 2025 in Mödling macht das Musiktheater „Anne Frank“ am 8. Mai, an diesem Tag jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Infos und Tickets zum Musiktheater für junges Publikum:

teatro

Valerie Huber: „Wir dürfen den Mut nicht verlieren!“

Ja, das war ganz schön smart!“ Valerie Huber verzieht ihr Gesicht zu einem sarkastischen Grinsen. Denn dass wir uns heute mit unserem CO2-Fußabdruck permanent selbst belasten, geht auf eine ausgeklügelte Marketingstrategie des britischen Ölkonzerns BP vor rund 20 Jahren zurück: „Ihnen ist damit gelungen, die Aufmerksamkeit und die Verantwortung von sich auf uns umzulenken. Statt auf die wahren Verschmutzer zu schauen und sie dazu zu bringen, Öl und Gas endlich im Boden zu lassen, machen wir uns selbst Vorwürfe, weil wir Fleisch essen oder mit dem Auto fahren.“

Dabei will die Schauspielerin, die mit „FOMO Sapiens“ im Jänner 2025 ihr erstes Buch veröffentlicht hat, gar nicht verhehlen, dass wir alle unseren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten müssen: „Natürlich ist auch persönlicher Verzicht wichtig und gut. Doch das steht in keiner Relation zu den Maßnahmen, die auf globaler Ebene getroffen werden müssen: Was ich viel besser finde als die Frage nach dem Fußabdruck, ist das Konzept des ‚ökologischen Handabdrucks‘.“ Der beschreibt – grob vereinfacht – die kleinen klimafreundlichen Handlungen, die jeder einzelne Mensch leisten kann, etwa gesunde Lebensmittel aus regionaler Landwirtschaft zu essen: „Es geht darum, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu handeln. Aber wir können uns nicht immer nur kasteien, sondern müssen auch auf unser persönliches kleines Glück achten. Sonst haben wir ja gar keinen Grund mehr, in der Früh noch aufzustehen …“

FOMO – Fear of missing out

Valerie Huber ist Schauspielerin aus Leidenschaft. Mit zehn Jahren stand sie erstmals für Thomas Brezinas TV-Serie „Tom Turbo“ vor der Kamera. Sie war in TV-Serien wie „Das Traumschiff“ und „SOKO Köln“ ebenso zu sehen wie in kitschigen Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen und dem romantischen Fernsehfilm „Ein Sommer auf Mykonos“. 2021 spielte Valerie Huber eine der Hauptrollen in der Netflix-Serie „Kitz“ und brillierte im Biopic „Klammer – Chasing the Line“, 2023 stand sie neben Otto Jaus und ihrem damaligen Freund Paul Pizzera für die Kino-Komödie „Pulled Pork“ vor der Kamera. „Schauspielerin“, sagt sie im funk tank-Gespräch im Guesthouse Vienna, „ist für mich der schönste Beruf, den es gibt. Ich liebe es, Geschichten zu erzählen und mit wahnsinnig tollen Menschen meine Möglichkeiten auszuloten. Was für ein Privileg, so einen kreativen Beruf ausüben zu dürfen.“

Daneben gibt es aber auch andere Aspekte, für die Valerie Huber privat „wahnsinnig brennt“ – und das sind die Politik und damit verbunden ein politischer Aktivismus, der ihr nicht nur Jubel einbringt. Sie positioniert sich über ihren Instagram-Account und in Interviews klar und lautstark gegen rechts; dass sie öffentlich mit den verkehrsbehindernden Aktionen der Letzten Generation sympathisierte, brachte ihr in einem Boulevard-Medium den (nicht schmeichelhaft gemeinten) Spitznamen „Klima-Valerie“ und den Vorwurf der Heuchelei ein. „Das war, nachdem ich für eine TV-Dokumentation auf den Galapagos-Inseln gedreht hatte. Anfangs habe ich gedacht, dass mich solche Vorwürfe nicht treffen würden. Aber dann hat es mich doch berührt …“

Denn gerade der Klimawandel und dessen unabsehbare Folgen sind Themen, denen sich Valerie Huber in ihrem neuen Buch „FOMO Sapiens“ widmet. Der Untertitel dieses rund 300 Seiten starken Sachbuchs lautet „Verpassen wir die heile Welt? 34 Fragen, die mich nachts wachhalten“. Sie macht sich unter anderem Gedanken über unsere moderne Konsumgesellschaft, die Gefahr von Social Media, soziale Ungerechtigkeit, die Rolle der Frau und – wie der Titel sagt – die „Fear of missing out“, also die beständige Angst, etwas zu verpassen: „Unsere Welt bröckelt an allen Ecken und Enden. Und meine Generation ist die letzte, die etwas dagegen tun könnte. Aber ich sehe, dass sich gerade meine Generation scheinbar im Tiefschlaf befindet und sich lieber auf TikTok die Zeit vertreibt, statt sich irgendwie zu engagieren.“

Mit „FOMO Sapiens“ will Valerie Huber schwer fassbare Probleme leicht verpacken: „Aber eigentlich ist es ein Hilfeschrei!“ Denn die Frage, welche Welt wir der nächsten Generation hinterlassen, bereitet ihr große Sorgen: „Das geht so weit, dass diese Gedanken meinen potenziellen Kinderwunsch beeinflussen. Okay, ich bin noch keine 30 und habe noch ein bisschen Zeit. Aber wie alle Menschen meiner Generation frage ich mich, ob wir überhaupt noch Hoffnung auf eine gute Zukunft haben …“

Prägende Jahre in Afrika

Ein besonders eindringliches Kapitel widmet Valerie Huber ihrer Rolle als Unicef-Ehrenbeauftragte, die sie 2023 nach Malawi und in den Südsudan führte, zwei der ärmsten Länder der Welt. Denn gerade Afrika liegt der gebürtigen Wienerin besonders am Herzen. Sie hat ihre ersten sieben Lebensjahre in der Elfenbeinküste und in Uganda verbracht (später sollte sie auch noch vier Jahre in der US-Hauptstadt Washington zur Schule gehen). „Afrika“, sagt sie, „hat mich in jedem Aspekt bis heute geprägt. Sei es die Liebe zum Essen oder zur Musik und zum Tanz. Am allerwichtigsten war aber, dass ich schon in so jungen Jahren mitbekommen habe, wie groß das soziale Ungleichgewicht auf der Welt ist.“

Valerie Huber ist klar, dass sie eine „super privilegierte“ Kindheit verbracht hat: „Ich bin nicht im Slum aufgewachsen. Unser Haus hatte einen Garten und einen Nachtwächter, der mit einer Kalaschnikow bewaffnet war. Denn leider Gottes sind die Gegenden, in denen die reicheren Europäer*innen wohnen, eine gute Zielscheibe für Einbrüche.“ Nachdenklicher Nachsatz: „Und ehrlich gesagt, finde ich das verständlich …“

Ihre Eltern – die mittlerweile ihren wohlverdienten Ruhestand im Salzkammergut verbringen – waren immer schon gesellschaftlich und sozial sehr engagierte Menschen. Mutter Christa war Controllerin, Vater Konstantin hat als Entwicklungsökonom gearbeitet: „Sie waren schon vor meiner Geburt jahrelang gemeinsam in Afrika in ein Entwicklungsprojekt involviert. Es klingt vielleicht kitschig, aber die waren große Idealist*innen. Sie wollten die Welt zum Besseren verändern.“

Und das hatte von Anfang an riesigen Einfluss auf die junge Valerie: „Man kann natürlich diesen immer wieder ein bisschen verächtlich gebrauchten Begriff ‚Gutmenschen‘ verwenden. Aber meine Eltern waren und sind tatsächlich gute Menschen. Und das hat mich geprägt: Dass ich mich heute als Aktivistin engagiere, nicht nur als Unicef-Ehrenbeauftragte, kommt sicher daher, dass mir meine Eltern vorgelebt haben, dass man etwas tun kann – und muss.“

Schauspielerin und Aktivistin Valerie Huber und Unicef
© Unicef

Politik am Esstisch

Politik war zu Hause kein Tabu, erinnert sich Valerie Huber: „Es gab kein Abendessen ohne politische Diskussionen, ohne Gespräche über tagespolitisch aktuelle Themen.“ Dass ihre Stimme schon früh nicht nur gehört, sondern von den Eltern ernst genommen wurde, ist ein weiterer Mosaikstein ihrer Persönlichkeitsentwicklung: „Das ist etwas, was ich mit meinem Buch ebenfalls vermitteln möchte: Politik ist überall, wir alle werden ständig von der Politik beeinflusst. Ich habe früh das Bedürfnis verspürt, mitzureden und bin auch ermutigt worden, meine Meinung zu sagen.“

Auf jeden Fall habe ihr das familiäre Umfeld ein grundlegendes Gefühl der Sicherheit vermittelt: „Ich bin komplett furchtlos aufgewachsen. Und ich habe bis heute keine Angst. Ich habe keine Angst vor dem Tod und ich habe keine Angst davor, mich für meine Anliegen einzusetzen.“ Und das ist eine Eigenschaft, die sie als Vorbild anderen Menschen weitergeben möchte: „Furcht ist nie förderlich, Furcht lähmt uns nur. Wir müssen mutig sein. Wir müssen Hoffnung schaffen!“

Was ebenfalls zu ihrer grundlegenden Selbstsicherheit beigetragen hat, war die Sportbegeisterung ihrer Eltern. Ihr Vater war nebenbei Taekwondo-Trainer, ihre Eltern haben sich sogar über diesen ursprünglich koreanischen Kampfsport kennengelernt. Und so war es kein Wunder, dass Valerie Huber früh mit diesem Sport begonnen und heute – wie alle Familienmitglieder – Trägerin des „schwarzen Gürtels“ ist: „In der Schule war ich eine kleine Rauferin. Ich habe mir nicht gefallen lassen, dass Burschen angeblich besser und stärker sind als Mädchen und habe mich deshalb oft mit ihnen geprügelt.“

Unsere Welt bröckelt an allen Ecken und Enden. Und meine Generation ist die letzte, die etwas dagegen tun könnte. Aber ich sehe, dass sich gerade meine Generation scheinbar im Tiefschlaf befindet und sich lieber auf TikTok die Zeit vertreibt, statt sich irgendwie zu engagieren.

Die Rolle(n) der Frau

Die Rolle der Frau in der Gesellschaft ist ein großes Thema in Valerie Hubers Leben (und Arbeit): „Wir brauchen viel mehr weibliche Vorbilder. Filme werden praktisch immer aus männlicher Sicht erzählt.“ Zur Untermauerung erwähnt sie in ihrem Buch einen Test der amerikanischen Cartoon-Zeichnerin und Autorin Alison Bechdel: Dieser „Sexismus“-Test aus dem Jahr 1985 zeigt noch heute anhand dreier simpler Fragen, welch untergeordnete Bedeutung Frauen in Filmen zukommt. „Das sind Fragen, die jeder selbst und objektiv beantworten kann: Gibt es mindestens zwei Frauenrollen? Sprechen diese Frauen miteinander? Und unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?“

Bei aller Kritik an dem Test – etwa, dass ein Film „nicht sexistisch“ wäre, obwohl sich die Frauen nur übers Schminken unterhalten, oder ein Film auch dann als „sexistisch“ bewertet wird, wenn eine einzelne Frau die tragende Rolle spielt – ist das Ergebnis „schlimm. Es ist absurd, wie sexistisch die Branche ist.“ Deshalb will sich Valerie Huber in Zukunft selbst verstärkt in Richtung Regie entwickeln: „Weil ich in der Filmwelt mehr Verantwortung übernehmen und die Filmwelt vielleicht ein bisschen mitformen kann.“ Ihr großes Ziel ist es, „dieser Volksverdummung entgegenzuwirken, die seit einiger Zeit stattfindet: Das ist Aufgabe des modernen Films. Denn indem wir eine Reality-Show nach der anderen produzieren, wird uns das nicht gelingen…“

Vom Nachteil, jung und blond zu sein

In „Klammer – Chasing The Line“, dem Biopic über das Leben von Franz Klammer und dessen atemberaubender Jagd nach Olympiagold 1976, verkörperte sie 2021 Eva, die damalige Freundin und spätere Ehefrau des österreichischen Skihelden. Es war bis dato ihre Lieblingsrolle, sagt Valerie Huber. Doch gerade auf diese Art von Rollen will sie sich nicht festlegen (oder besser: festnageln) lassen. Im Gegenteil! „Ich habe immer wieder Filmprojekte abgesagt, weil die angebotenen Rollen zu klischeebehaftet waren. Ich will nicht immer nur ‚die Freundin von‘ spielen!“

Zu bewusst ist der Kosmopolitin, die zwischendurch zweieinhalb Jahre in Berlin gelebt und gearbeitet hat, welche Rolle Film und Fernsehen im Leben und vor allem der Entwicklung von Mädchen und (jungen) Frauen haben: „Wir werden dazu erzogen, uns und unseren Körper zu hassen! Damit sich schon 16-Jährige unters Messer legen und tausende Produkte kaufen, um sich endlich schön zu fühlen! Uns wird von klein auf beigebracht: Ihr seid nicht gut genug, nicht schön genug, so wie ihr seid. Und das alles, weil eine Milliardenindustrie damit richtig viel Geld verdienen kann.“

Ihr eigenes Aussehen sieht sie nicht als Vorteil, sondern speziell in der Film- und Fernsehbranche als Nachteil: „Ich habe immer das Gefühl, ganz besonders stark kämpfen zu müssen. Weil man mir nicht zutraut, dass ich mehr kann als jung und blond zu sein.“ Sogar bei der Promotion für „FOMO Sapiens“ hatte Valerie Huber mit Vorurteilen zu kämpfen: „In einem Interview hat man mir gesagt: ‚Ich habe Ihnen nicht zugetraut, dass Sie so ein tiefgründiges Buch schreiben können.‘ Egal, was ich tue, ich muss mich immer doppelt beweisen.“

Ich bin komplett furchtlos aufgewachsen. Und ich habe bis heute keine Angst. Ich habe keine Angst vor dem Tod und ich habe keine Angst davor, mich für meine Anliegen einzusetzen.

Wechsel in die Politik?

Natürlich hat Valerie Huber überlegt, selbst in die Politik zu gehen. Nach der Matura hatte sie sogar Politikwissenschaften studiert, sich aber für die Schauspielerei entschieden: „Ich will nichts ausschließen. Wobei ich glaube, dass ich für die Politik zu stur und nicht kompromissbereit genug bin.“ Außerdem sei ihr klar, dass ein Wechsel in die Politik mit einem Ende ihrer Schauspielkarriere Hand in Hand gehen müsste: „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich in der Politik wirklich mehr Möglichkeiten hätte als heute als Schauspielerin. Denn meine Bekanntheit bietet mir eine kleine Bühne, auf der ich sehr viele Menschen erreichen kann.“

Dass sie „FOMO Sapiens“ schreiben und ihre Gedanken damit veröffentlichen durfte, lag übrigens daran, dass sie vom Verlag auf diese Idee angesprochen wurde: „Mein Vater hat sein Leben lang als Entwicklungsökonom versucht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Er ist ein absoluter Experte und der schlauste Mensch, den ich kenne. Er wurde aber nie gefragt, ob er ein Buch über seine Erfahrungen schreiben möchte. Sie fragen lieber eine blonde, junge Schauspielerin – ich glaube, das beschreibt unsere Gesellschaft sehr gut.“

Valerie Huber, Jahrgang 1996, ist eine österreichische Schauspielerin und Aktivistin. Ihr Studium der Politikwissenschaften gab sie zugunsten einer Ausbildung an der Schauspielschule Krauss auf. Die sportliche Wienerin, die ausgebildete Skilehrerin ist und den schwarzen Gürtel in Taekwondo besitzt, engagiert sich als Unicef-Ehrenbeauftragte, gegen soziale Ungleichheit und für Klimaschutz. Unter dem Namen valeh veröffentlichte sie auf ihrem eigenen Label 96VRecords bisher mehrere Songs mit eigenen Texten, zuletzt im Dezember 2024 die Single „Heart of Snow“. Vor Kurzem stand sie in Spanien für die internationale TV-Produktion „Weiss und Morales“ vor der Kamera.

Valerie Huber – Website

Dokumentarfilm „Requiem in Weiß“ von Harry Putz

„Unsere Gletscher verschwinden. Sie sterben lautlos. Doch was das für uns als Gesellschaft, für uns als Menschheit bedeutet, liegt außerhalb unserer Vorstellungskraft“, sagt Harry Putz. Und deshalb widmet der Innsbrucker Kameramann und Filmemacher mit seiner neuen Doku „Requiem in Weiß“ einem Thema, das ihm als Bergmensch persönlich sehr am Herzen liegt: „Wir müssen erkennen, dass etwas unwiederbringlich verloren geht. Mehr noch: Dass sich etwas verändert – aber wir als Menschheit noch keine Ahnung haben, was durch diese Erderwärmung und den Klimawandel wirklich auf uns zukommt. Die Gletscher sind jedenfalls nur ein Anzeichen der Veränderungen. Mit diesem Film will ich dazu beitragen, die Empathie für unsere Natur zu fördern.“

Das Bewusstsein hat gefehlt

Harry Putz, 51, ist in einer wintersportbegeisterten Familie am Arlberg aufgewachsen, sein Onkel, Gerhard Nenning, feierte im Weltcup unter anderem Siege in Wengen und Kitzbühel und gewann in den 1960ern drei WM-Medaillen. Er selbst tingelte in den 1990ern – wegen seiner auffälligen Dreadlocks bekannt als „fastest Rasta“ – als Snowboard-Rennfahrer rund um den Planeten. „Ich war auf Gletschern im Himalaya-Gebirge, in Neuseeland und in Spitzbergen unterwegs, in den Sommer- und Herbstmonaten habe ich auf Gletschern in Österreich trainiert.“

Schon damals, erinnert sich Harry Putz, habe es erste Diskussionen über einen Rückzug der Gletscher gegeben: „Man dachte aber, das wäre nur ein kurzfristiger Effekt. Wir haben zwar gemerkt, dass sie Jahr für Jahr ein wenig stärker abschmelzen. Aber es war ja trotzdem noch so viel von den Gletschern vorhanden.“ Nachdenklicher Nachsatz: „Mir hat, wie so vielen anderen Menschen, das notwendige Bewusstsein für das Problem gefehlt.“

Warum die Gletscher verschwinden

Für seinen neuen Film, der ab 19. März mit einer Premierentour in die Kinos kommt, besuchte Harry Putz 14 Gletscher in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol. Und er sprach mit zahlreichen Expertinnen und Experten aus der Klimatologie, der Glaziologie und angrenzender Forschungsfelder: „Die Gletscher zeigen uns ganz klar, was in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Klima passiert ist. Das rapide Abschmelzen passiert nicht nur, weil es jetzt so warm ist, sondern weil es im Laufe der vergangenen Jahrzehnte um so viel wärmer geworden ist. Die Effekte treten verzögert ein.“

Gletschereis bildet sich grundsätzlich durch Schneefall im Einzugsgebiet der Gletscher: „Schneeschichten verdichten sich mit den Jahren zu Eis. Durch die Schwerkraft bewegt sich der Gletscher ganz langsam talwärts und schmilzt dort ab, wo es ihm dann zu warm wird. Da jetzt von oben aber nichts mehr nachkommt, weil in den Sommern kein Schnee mehr liegenbleibt, fehlt halt der Nachschub. Dadurch beschleunigt sich das Abschmelzen an der Gletscherzunge. Das Fatale aber ist, dass sich die Einzugsgebiete nicht mehr aufbauen, sondern ebenfalls völlig abschmelzen.“

Die Probleme sind hochkomplex – und die Folgen unabsehbar: „Selbst, wenn wir sofort alle CO2-Emissionen stoppen und ab heute klimaneutral sind, wird dieser von uns initiierte Rückkopplungseffekt die Temperatur weitere 30 bis 40 Jahre steigen lassen.“ Und das heißt, dass lediglich sechs bis zehn Prozent der Gletscher in den Ostalpen bestehen bleiben.

Moodbild Dokumentarfilm „Requiem in Weiß – Das würdelose Sterben unserer Gletscher“ von Harry Putz
© Harry Putz

Wir müssen erkennen, dass etwas unwiederbringlich verloren geht. Mehr noch: Dass sich etwas verändert – aber wir als Menschheit noch keine Ahnung haben, was durch diese Erderwärmung und den Klimawandel wirklich auf uns zukommt. Die Gletscher sind jedenfalls nur ein Anzeichen der Veränderungen.

Wozu wir die Gletscher brauchen

Doch was bedeutet dieses Gletschersterben konkret? Könnten wir nicht einfach einen metaphorischen Mantel des Vergessens über die Geröllfelder werfen, wo einst mächtige Gletscher lagen? „Nein“, sagt Harry Putz. Denn tatsächlich ist unser Leben (und das nicht nur in der Alpenrepublik) auf einen Jahrtausende alten Kreislauf abgestimmt: „Das Gletschereis hält frisch gefallenen Schnee besser am Berg. Wenn der Schnee im Frühjahr und Sommer abschmilzt, führt das zu einem regelmäßigen Abfluss des Wassers über unsere Flüsse.“

An dieses System hat sich unsere Natur im Laufe der Zeit angepasst. „Wenn die Gletscher fehlen, verändert das unser sogenanntes Abflussmanagement ganz entscheidend. Und das wirkt sich auf die Pegelstände der Flüsse ebenso aus wie aufs Grundwasser.“ Neben unabsehbaren Auswirkungen auf die Artenvielfalt erwartet Harry Putz auch ganz konkrete Folgen für viele Haushalte in ganz Österreich: „Wasserkraftwerke, etwa am Inn oder auch an der Donau, werden deutlich geringere Strommengen produzieren, wenn im Frühjahr und Sommer weniger Wasser abfließt und die Flüsse damit deutlich weniger Kraft haben.“

Kein Bashing der Tourismus-Industrie

Dass die UNESCO (die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) und die WMO (die Weltorganisation für Meteorologie) 2025 zum „Internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher“ erklärt haben, war Harry Putz zu Beginn seiner Arbeit gar nicht bewusst. „Mir ging es ursprünglich um die Frage: Wie gehen wir mit der Natur um. Und da spielt der Tourismus eine entscheidende Rolle, denn die Gletscher werden dafür ausgenutzt.“

Gerade in seiner Heimat werde, laut Harry Putz (der sich in seiner vorangegangenen Produktion „Bis zum letzten Tropfen“ intensiv mit dem Thema „Tirol und die Wasserkraft auseinandergesetzt hat), „die Natur regelrecht prostituiert. Mich stört wahnsinnig, was in der hochalpinen Welt passiert. Aber ich hinterfrage mich natürlich: Ist das nur ein persönliches Gefühl? Gibt es gute Argumente, die rechtfertigen, was auf den Bergen passiert? Dass man die Kapazitäten in den Skigebieten immer weiter ausbaut? Dass man immer größere, breitere Pisten braucht und überall Kunstschneeanlagen errichtet? Dass man neue Gletscher erschließt, die in absehbarer Zeit ohnehin verschwunden sein werden? Warum darf man Skigebiete etablieren, wo noch Wildnis ist?“

Auf der Suche nach Antworten lässt Harry Putz in „Requiem in Weiß“ nicht nur Naturschützer*innen zu Wort kommen, sondern auch – bewusst nicht gegendert – Vertreter des Tourismus und der Seilbahnindustrie, die weiterhin großes Interesse am wirtschaftlichen Ausbau der Gletschergebiete hat: „Mein Film soll kein Bashing der Wintersport- und Tourismusbranche sein.“

Wichtiger ist eine grundlegende Philosophie seines Lebens: „Kampf bringt überhaupt nichts, Lösungen müssen im Dialog gesucht werden. Es ist nicht meine Absicht, für eine der beiden Seiten Werbung zu machen, sondern zu reflektieren: Wie weit kann man gehen mit der Vermarktung unserer Berge, mit dem weiteren Ausbau? Und wo gibt es Grenzen, die man erkennen und neu definieren muss?“

Schmerzhafte Veränderungen

Eine beeindruckende Rolle in dem Dokumentarfilm spielt eine Aktion der NGO „Protect Our Winters“: Umweltaktivistinnen und -aktivisten haben 2023 auf der Pasterze am Großglockner in einer spektakulären PR-Aktion einen Sarg aus Eis symbolisch zu Grabe getragen. „Dieses ‚Gletscherbegräbnis‘ war optisch sehr förmlich, wodurch es verwirrend und ein wenig anstößig wirkte. Der Trauermarsch ist richtig unter die Haut gegangen. Es war aber auch absurd: Die Reden, die hauptsächlich wissenschaftlichen Background vermitteln sollten, wurden direkt auf der Aussichtsterrasse gehalten, wo die Touristen ankommen und einen ersten Blick auf die Pasterze werfen. Motorräder, Kinder, Hunde. Das war ein schöner Kontrast …“

Dass die Pasterze gerade dabei ist, durch das ungebremste Abschmelzen ihren Status als größter Gletscher Österreichs zu verlieren, ist nur ein weiterer Beleg für die Dramatik der Situation. „Ich bin ja grundsätzlich ein zuversichtlicher Mensch“, sagt Harry Putz. „Aber ich mach’ mir nichts vor und stelle mich auf schmerzhafte Veränderungen ein. Dass Anfang Jänner halb Los Angeles brennt, weil es zu trocken geworden ist – das ist doch ein weiteres Zeichen, dass vieles nicht mehr im Lot ist. Wie deutlich müssen diese Zeichen noch werden, bis man endlich reagiert und handelt?“

Moodbild Dokumentarfilm „Requiem in Weiß – Das würdelose Sterben unserer Gletscher“ von Harry Putz
© Tobias Buettel

Verbindung zur Natur finden

Als aktiver Sportler galt Harry Putz selbst in der Welt der lässigen Snowboarder als Rebell. Seit gut 30 Jahren wachsen seine Dreadlocks vor sich hin, aus dem Vegetarier ist längst ein überzeugter Veganer geworden. Er habe einfach irgendwann beschlossen, sich nicht nur bewusster zu ernähren, sondern auch bewusster zu leben. Deshalb hat Harry Putz als Kameramann immer wieder Aufträge abgelehnt, wenn sie seinem Weltbild widersprochen haben: „Ich verzichte lieber auf Geld als auf meine Ideale.“

Dass er mit „Requiem in Weiß – Das würdelose Sterben unserer Gletscher“ nicht reich wird, sei ihm klar. Wichtiger ist es ihm, Bewusstsein für die Probleme zu schaffen, die mit dem Klimawandel einhergehen. Deswegen ist er bei der Produktion eine Partnerschaft mit dem österreichischen und dem deutschen Alpenverein eingegangen: „Wir stellen den einzelnen Sektionen nicht nur den Film, sondern Assets wie Poster oder digitale Medien zur Verfügung, und sie können dann eigene Events mit anschließenden Diskussionsrunden veranstalten.“

Außerdem wird es vom Film eine Kurzversion für den Einsatz in Schulen geben. In dieser Variante wird der Schwerpunkt auf einem verständlichen Zugang zu wissenschaftlichen Fakten liegen, um Diskussionen in den Klassenzimmern anzuregen: „Ich will aufklären und die Menschen sensibilisieren – vor allem junge Leute, die immer seltener rauskommen und dadurch weniger Empathie und Verständnis für die Natur mitbringen.“

„Das sei eben der Lauf“, sagt Harry Putz. Er weiß, dass Jammern und Weinen nichts bringen. Miteinander zu kommunizieren hingegen schon: „Man darf das der jungen Generation nicht übelnehmen, denn wir haben das selbst verursacht. Die digitale Welt hat halt einfach das Naturerlebnis abgelöst. Dabei ist es essenziell, dass wir in Verbindung mit der Natur leben und verstehen, wie die Kreisläufe funktionieren. Nur dann bekommen wir ein Gespür dafür, was man machen muss, um die Natur zu erhalten. Aber generell müssen wir renaturieren, wo immer wir können – und der Natur Raum zurückgeben, damit sie sich erholen kann!“

Harry Putz, Jahrgang 1973, hat seine Karriere als Snowboard-Profi begonnen. Seit 1998 produziert er Bergfilme, 2023 sorgte der Dokumentarfilm „Bis zum letzten Tropfen“ auf internationalen Festivals für Furore. Der Wahl-Innsbrucker ist Mitbegründer, Veranstalter und Kurator des Freeride Filmfestivals, das seit 2010 die besten Ski- und Snowboard-Filme auf die Leinwand bringt. Sein Sohn Vincent, 20, fungierte bei „Requiem in Weiß“ nach der Matura als sein Assistent – „und das macht mich sehr stolz!“

„Requiem in Weiß“ im Kino: Präsentiert wird der 60-minütige Film auf einer Premieren-Tour in Wien (19. März, Stadtkino), Innsbruck (21. März, Metropol Kino), Schlanders (23. März, Basis Vinschgau), München (28. März, Leopoldkino) und Naters (4. April, WNF Konferenzsaal).

Freiluftdoku


funk tank-Gewinnspiel: Für die Premiere von „Requiem in Weiß“ samt Podiumsdiskussion, u. a. mit der Meteorologin und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb im Wiener Stadtkino am 19. März – Beginn 17:30 Uhr – verlosen wir 2 × 2 Tickets, hier mitmachen!

Oscar Predictions 2025: Buntes Allerlei

Und auch heuer hat sich yours truly in der Zeit zwischen Bekanntgabe der Nominierten bis zur Niederschrift dieser Voraussagen all jene Filme unter die Lupe genommen, die ich nicht ohnehin schon vorab im Kino oder auf der Leinwand gesehen habe. Da kommt bei insgesamt 35 Streifen (Kurzfilme ausgenommen, da ich diese nach wie vor als nicht passend für eine Oscar-Gala erachte) schon ein ganz schönes Pensum zusammen. Danke an der Stelle auch an die Verleihe, die es ermöglichen, noch nicht angelaufene Filme vorab als Screener oder Pressevorführung zu erleben. Leider ist mir auch dieses Jahr eine Nominierung durchgerutscht, die Dokumentation Porcelain War über den Ukraine-Krieg war auf keinem einzigen Kanal verfügbar.

Ungeachtet dessen hat sich dieses Jahr im Vergleich zum alles dominierenden Thema „Barbenheimer“ letztes Jahr das Angebot an hervorragenden Filmen wieder etwas heterogener präsentiert. Ebenso hat sich nach den Vorjahren, als mit Knüllern à la Avatar: Way of the Water oder Oppenheimer das bildgewaltige Erlebnis am Big Screen ein Revival feierte, der Trend wieder hin zu besseren Drehbüchern und weniger Bombast gedreht. Im letzten Kinojahr war es, abgesehen von ein paar famosen Ausnahmen, nicht unbedingt zwingend nötig, sich ein Kinoticket zu kaufen, viele Filme ließen und lassen sich auch ohne format- und raumfüllende Visuals und Sound-Kulisse sehr gut daheim erleben.

Dass mit Wicked: Part 1 und Emilia Pérez heuer gleich zwei Film-Musicals mit beeindruckenden 10 bzw. 13 Nominierungen ins Rennen geschickt wurden, ist acht Jahre nach La La Land ein überraschendes Revival – angesichts der latenten Sehnsucht in Hollywood nach der goldenen Zeit der großen Technicolor-Klassiker aber auch ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen. Speziell im Fall von Wicked: Part 1, wo mit der Vorgeschichte zum Über-Klassiker The Wizard of Oz mit der unvergesslichen Judy Garland ein für den Durchschnittsamerikaner jeder Altersklasse kulturelles Allgemeingut wiederbelebt wird. Gänzlich diametral jedoch stellt sich die Situation rund um Emilia Pérez dar: in einem Anfall von Wokeism, sicher nicht zufällig aufgrund der Wiederwahl Trumps, versuchte man mit einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Flut an Nominierungen die Transgender-Akzeptanz bzw. -Toleranz mit Gewalt in die Schädel der Öffentlichkeit zu zimmern. Mit der Aufdeckung der alten, ganz und gar nicht so toleranten Tweets der mexikanischen Hauptdarstellerin und Transfrau Karla Sofía Gascón jedoch ging der Schuss gewaltig nach hinten los. Könnte gut sein, dass das Musical sich mit einem zu erwartenden Rekordverhältnis aus Nominierungen und Nicht-Gewinnen in die illustre Gesellschaft von Filmen wie etwa Die Farbe Lila (11:0), Gangs of New York (10:0) oder The Shawshank Redemption (7:0) einreiht. Dabei aber, objektiv gesehen, qualitativ sowieso eine Liga darunter zu spielen. Schade auch, dass aufgrund dieser Überschüttung mit Nominierungen ein paar andere ausgezeichnete Filme gänzlich durch den Rost gefallen sind, zum auch jedes Jahr prickelnden Thema Snubs komme ich aber am Ende des Artikels noch. Anyway. Kommen wir zu den Kategorien und Predictions!

Bester Film

Zehn Filme stehen traditionell zur Auswahl, wenn es um den Big Mac unter den Oscars geht, und dieses Jahr bereitet mir die Auswahl ein wenig Kopfkratzen. Klar, Geschmäcker sind verschieden, und eine breite Fächerung an Stilen und Inhalten ist absolut wünschenswert, aber eine gewisse Inkonsistenz mit den restlichen Kategorien und ein recht steiles Qualitätsgefälle sorgt hier bei mir für ein wenig Unverständnis. Emilia Pérez zum Beispiel. Mit Sicherheit ein besseres Film-Musical als der völlig verunglückte Joker: Folie à Deux, ja. Aber bester Film? Sicher nicht, vor allem wenn in dieser Kategorie Kaliber wie Conclave, The Brutalist oder Wicked: Part 1 mitspielen. Oder Dune: Part Two, wo parallel die Nicht-Nominierung von Dennis Villeneuve in der Best Director-Kategorie für Unverständnis sorgt. I’m Still Here, A Complete Unknown und Nickel Boys sind zwar auch solide Produktionen, in ein paar Jahren aber vermutlich kaum noch in Erinnerung. Ganz anders der wirklich außergewöhnliche The Substance – für den Grand Prix des Abends vermutlich aber dann doch zu schräg. Am Ende des Tages wird sich die Academy vermutlich auf Anora einigen, ein vor allem mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen punktender Film vom sehr talentierten Sean Baker. Verdient durchaus, wobei mir die sehr an Pretty Woman erinnernde Story dann doch ein wenig zu konventionell ist. Ich persönlich hätte hier The Brutalist vergoldet gesehen, aber wer weiß.

Beste Regie

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Via Jacques Audiard mischt hier Emilia Pérez eigentlich unverdient mit und beraubt so den zigfach fähigeren Dennis Villeneuve trotz insgesamt fünf Nominierungen für Dune: Part Two seiner Chancen. Wobei das restliche Feld durchaus stark ist. Brady Corbet liefert mit dem epischen The Brutalist hier eine ebenso beeindruckende Kostprobe seines Könnens ab wie Sean Baker mit Anora. Coralie Fargeat zeigt mit The Substance eindrucksvoll, dass bitterböse Satire und Bodyhorror sich durchaus auf internationalem Niveau vereinen lassen. Lediglich Routinier James Mangold bleibt mir in dieser Kategorie mit dem Bob-Dylan-Biodrama A Complete Unknown ein wenig zu farblos. Eine dieses Jahr also etwas ambivalente Auswahl. Parallel zu Best Picture sähe ich persönlich hier Brady Corbet vorne, allerdings wäre und wird das Votum nach dem Willen der Academy wohl eher zugunsten von Sean Baker ausfallen. Damit kann ich aber nach seinen genialen Vorgängern wie The Florida Project und Red Rocket durchaus leben. Guter Mann!

Beste männliche Hauptrolle

Im nach wie vor leider männerdominierten Hollywood ist Best Actor nach Best Picture die wahrscheinlich meistbeachtete Kategorie, ähnlich wie die Herrenabfahrt im Alpinski oder das 100-Meter-Finale der Herren im Sommer. Warum auch immer. Soll aber das hochkarätige Feld hier keineswegs mindern. Sebastian Stan zeigt als junger Donald Trump in The Apprentice (und im anderswo nominierten A Different Man) überzeugendes Schauspiel und repräsentiert mit dem ebenso feschen wie sympathischen wie talentierten Timothée Chalamet eine talentierte neue Riege an leading men. Letzterer glänzt bei den diesjährigen Oscar-Kandidaten nicht nur mit seiner Nominierung als junger Bob Dylan in A Complete Unknown, sondern auch im schwer unternominierten Dune: Part Two. Auf der anderen Seite haben wir mit Ralph Fiennes in Conclave, Colman Domingo in Sing Sing und Adrien Brody in The Brutalist echte Schwergewichte der etablierten Hollywood-Riege. Letzterer wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch hochverdient den Hauptrollen-Oscar – seinen zweiten nach The Pianist von 2002 – mit nach Hause nehmen.

Beste weibliche Hauptrolle

Letztes Jahr habe ich mich mit meiner Voraussage, man werde wahrscheinlich mit einem Oscar für Lily Gladstone aufgrund der indigenen Abstammung ein gesellschaftliches Zeichen setzen, schwer verschätzt. Letztlich ging das Goldmännchen auch völlig verdient an Emma Stone. Und dieses Jahr hätte ich mich vermutlich auch ein wenig von der latenten Hollywood-Wokeness hinsichtlich der erstmaligen Nominierung einer Transfrau mit Karla Sofía Gascón für Emilia Pérez düpieren lassen. Jedoch: Sie hat sich selbst – und den Großteil der anderen Chancen des Films – ja gründlich ins Aus befördert. Somit bleiben eigentlich nur vier Kandidatinnen übrig: Cynthia Erivo in Wicked: Part 1, Fernanda Torres in I’m Still Here, Mikey Madison in Anora und Demi Moore in The Substance. Realistisch betrachtet ist es aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Madison und Moore. Ich persönlich sähe die jahrzehntelang geschmähte Demi Moore in der mutigen Rolle ihres Lebens als Diva auf dem Abstellgleis verdient vorne, allerdings könnte die nicht mal halb so alte Mikey Madison mit ihrer intensiven Performance in Anora ihre noch frische, aber steile Karriere vorläufig krönen. Ich vermute (und hoffe) aber, dass die Academy ganz im Sinne rühriger Hollywood-Geschichten Demi Moore spät, aber doch Anerkennung zollt.

Ich persönlich sähe die jahrzehntelang geschmähte Demi Moore in der mutigen Rolle ihres Lebens als Diva auf dem Abstellgleis verdient vorne, allerdings könnte die nicht mal halb so alte Mikey Madison mit ihrer intensiven Performance in Anora ihre noch frische, aber steile Karriere vorläufig krönen.

Beste männliche Nebenrolle

Wiewohl in dieser Kategorie das Teilnehmerfeld mit Guy Pearce für The Brutalist und Edward Norton für A Complete Unknown zwei Schauspieler eher mehr durch ihre etablierten Namen als tatsächlich herausragendes Spiel hervorstechen, gibt es mit Kieran Culkin in A Real Pain und Jeremy Strong in The Apprentice zwei wirklich starke Performances zu sehen. Yura Borisovs Nominierung wirkt trotz bemühten Spiels in Anora in dem Umfeld ein wenig unpassend (mehr dazu wieder in der Snubs-Abteilung). Holen wird sich den güldenen Glatzkopf hier mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Kieran Culkin, der als schauspielerischer Widerpart zu und unter Regie bzw. Drehbuch von Jesse Eisenberg vollends überzeugt.

Beste weibliche Nebenrolle

Heuer eine sehr durchwachsene Kategorie. Deutlich zu wenig Screentime (die große Isabella Rossellini in Conclave) sowie zu farblose und routinierte Leistungen von Monica Barbaro in A Complete Unknown und Felicity Jones in The Brutalist lassen wenig Chancen auf einen Oscar zu. Popdiva Ariana Grande hingegen gibt on top zu ihrem makellosen Gesang in Wicked: Part 1 auch eine Kostprobe ihres schon in der Fernsehserie Victorious demonstrierten komödiantischen Talents zum Besten. Haushoher Favorit allerdings ist die jahrelang sträflich unterschätzte Zoe Saldaña für ihre kraftvolle Rolle in Emilia Pérez, die von dem ganzen kontroversen Rummel um den Film als wahrscheinlich einzige Kategorie unbeschadet hervorgeht und völlig zu Recht eine der begehrten Statuen abräumt.

Moodbild Oscars 2025
© Al Seib/A.M.P.A.S.

Bestes Originaldrehbuch

Wie schon eingangs erwähnt, hat sich diesmal die Besinnung auf gute und originäre Scripts gegenüber der lähmenden Sequel/Prequel/Remake-Tretmühle durchgesetzt. The Substance borgt sich zwar, so wie Anora auch, dort und da ein paar beliebte und erfolgreiche Versatzstücke, verquirlt diese aber recht gekonnt zu wirklich fesselnden und unterhaltsamen Geschichten. Ebenso The Brutalist, der mit einer fiktiven Story sehr clever viele sehr reale Themen aufgreift und zu einer faszinierenden 3½-stündigen Langform verknüpft. Ganz und gar real wiederum ist die Grundlage von September 5, der den Ereignissen des Terrors von München 1972 als packender Medienthriller eine völlig neue Perspektive gibt. A Real Pain aus der Feder von Jesse Eisenberg wird aber höchstwahrscheinlich den Oscar gewinnen. Der charmante und hervorragend gespielte Mix aus Roadmovie, Buddy-Comedy und ein wenig Geschichtsaufarbeitung zeigt, dass man auch mit leisen Tönen und einer nuancierten Nachdenklichkeit große Unterhaltung zustande bringt.

Bestes adaptiertes Drehbuch

Fangen wir so an: Emilia Pérez ist raus und hätte trotz der, sagen wir, ungewöhnlichen Story hier eigentlich ein eher dünnes Mandat. Nickel Boys und Sing Sing sind zweifellos sehr gute Aufarbeitungen berührender und wahrer Vorlagen, schaffen dann aber doch zu wenig Anknüpfungspunkte für das durchschnittliche Kinopublikum, vor allem außerhalb der USA. Wie so manch eigentlich solider Film dann doch etwas zu wenig, um in ein paar Jahren noch einen Anreiz zum Wiedersehen zu bieten. A Complete Unknown ist per se zwar eine sehr gute Inszenierung; die Genese des jungen, unbekannten Folk-Sängers Robert Zimmermann zur Über-Ikone Bob Dylan wurde jedoch schon so oft durchgekaut, dass sie kaum Neues bietet. Conclave hingegen bietet den Zuseher*innen mit dem Thema Papstwahl zwar kein Novum, aber einen mit vielen Twists gespickten Thriller, der angesichts der aktuellen, realen Gesundheitskrise des Pontifex Maximus genug Momentum für eine Auszeichnung mitbringt.

Bester internationaler Film

Emilia Pérez? Nein danke. Ungeachtet dieser Panne zeigt aber auch dieses Jahr der Rest der Welt, dass auch außerhalb der USA nicht nur die Bandbreite an Themen und Stilen, sondern auch die Produktionsqualität der von Hollywood um nichts nachsteht. The Girl with the Needle zum Beispiel ist filmisch wie thematisch (nach einer wahren Geschichte!) echt heftiger Tobak aus der bekannt starken dänischen Filmszene. Ebenso wie The Seed of the Sacred Fig, wo sich ausgerechnet Deutschland der beklemmenden Menschenrechtssituation im Iran annimmt. Und auch der zusätzlich in der Kategorie Best Animated Feature nominierte Flow aus Lettland, der gänzlich mit der Gratis-Software Blender erstellt wurde und ohne ein einziges gesprochenes Wort bezaubert, ist wirklich bemerkenswert. Als wohl solidester, relevantester und unterm Strich international in der Oberliga spielender Film muss und wird aber I’m Still Here aus Brasilien rund um die Aktivistenfamilie Paiva und die einstige Militärdiktatur den Auslandsoscar gewinnen.

Bester Animationsfilm

Heuer ein ganz dichtes Feld. Soviel nur dazu: Wenn sich die in dieser Kategorie normalerweise dominierenden Studios wie Pixar/Disney oder Aardman Animations einmal hinten anstellen müssen, will das was heißen. Das soll nicht heißen, dass Inside Out 2 (Pixar/Disney) oder Wallace & Gromit: Vengeance Most Fowl keine guten Animationsfilme sind, ganz im Gegenteil. Aber sie bewegen sich dann doch ein wenig zu sehr auf bewährtem Terrain und bieten den Zuseher*innen tendenziell sowohl visuell als auch inhaltlich nur more of the same. Ganz im Gegensatz zum höchst ungewöhnlichen, komplexen Memoir of a Snail – für einen Oscar dann aber wiederum möglicherweise zu schräg und erwachsen. Wie auch mein persönlicher Favorit Flow, der für jedes Land und jedes Alter ganz ohne Holzhammer universelle Werte und Unterhaltung bietet. Den schwierigen Spagat zwischen Unterhaltung, Message und technischer Brillanz schafft aber zugegebenermaßen, daher auch vermutlich für die Academy relevant, der rührende The Wild Robot.

Bester Dokumentarfilm

Wie gesagt, ging mir Porcelain War leider durch die Lappen, daher erfolgt die Einschätzung nur auf Basis der vier anderen nominierten Filme. Sugarcane behandelt gleich zwei ganz schwierige Themen, die sich ausgerechnet im so friedlichen Kanada grässlich vermengt haben: sexueller Missbrauch durch die katholische Kirche und ethnische Säuberung der indigenen Bevölkerung. Wichtiger Beitrag, aber für einen Oscar möglicherweise doch zu heikel und spezifisch. Soundtrack to a Coup d’Etat dreht sich rund um den komplizierten Weg zur Unabhängigkeit des Kongo, verliert sich aber zu sehr in der musikgetriebenen, nonlinearen und somit für eine Doku viel zu verspielten Inszenierung. Porcelain War dreht sich ja um den aktuellen Ukraine-Krieg, No Other Land um den anderen großen Krisenherd Nahost. Angesichts der aktuellen Lage sicher ein gewichtiger Grund, dort oder da mit einem Oscar ein Zeichen zu setzen. Der Academy ist es zuzutrauen! Für mich persönlich ist aber Black Box Diaries, die aufreibende filmische Begleitung des mutigen und letztlich erfolgreichen Feldzugs der japanischen Journalistin Shiori Itō gegen ihre eigene Vergewaltigung und dieses gesellschaftlich immer noch nicht enttabuisierte Thema.

Beste Kamera

Auch wenn es schon nicht mehr lustig ist: Was zum Geier hat Emilia Pérez hier zu suchen? Und dieselbe Frage stellt sich auch beim generell überbewerteten und zum Glück nicht öfter nominierten Maria, der Biopic-Stangenware mit Angelina Jolie. Da lobe ich mir die Neuinszenierung des Klassikers Nosferatu von Düstermeister Robert Eggers mit seinem bewährten Partner Jarin Blaschke am Okular. Visuell ganz stark, muss sich dieser nur dem ebenso bildgewaltigen The Brutalist mit Lol Crowley an der Kamera beugen. In der optischen Gesamtwertung aber sollte sich Ausnahmekönner Greig Fraser in der fortgesetzten Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve für Dune: Part Two über den passenden zweiten Oscar nach Teil Eins freuen können. Alleine die Schwarz-Weiß-Sequenz auf Giedi Prime gehört in jedes Standardwerk zur Kameraarbeit!

Beste visuelle Effekte

Auch in dieser so wichtigen technischen Kategorie geht es dieses Jahr nicht so ganz ohne Fragezeichen. Nein, diesmal spielt Emilia Pérez keine Rolle. Vielmehr stellen sich zwei Fragen. Erstens: Warum ist der eigentlich recht gelungene Alien: Romulus hier nominiert, wenn sogar der Regisseur für die Veröffentlichung auf Streamingplattformen und Blu-ray die seiner Ansicht nach unzureichende CGI (die Szene mit Ash z. B. war wirklich subpar) nacharbeiten ließ? Und zweitens: Wieso ist der in den USA völlig gefloppte Better Man für die Animation von EINEM Affen nominiert, wenn in derselben Kategorie mit Kingdom of the Planet of the Apes auch ein Film nominiert ist, in dem buchstäblich HUNDERTE Affen mit deutlich besserer CGI mitwirken? Spielt aber auch keine Rolle, denn neben dem durchaus auch sauber visuell aufgebrezelten Wicked: Part 1 ist diese Kategorie und somit auch der Oscar fest in der Hand von Dune: Part Two.

Bestes Kostümdesign

Die Kategorie Best Costume Design ist immer von einer gewissen Ambivalenz durchwirkt: Bekommt den Oscar ein Film, dessen Kostüme zwar unauffällig, aber möglichst authentisch die handelnden Personen umschmeicheln? Oder setzt man auf ein Schneiderlein, das mit besonders fantasievollen Kreationen einen Look für die Ewigkeit kreiert? Ich bin ja eher Typ 2. Daher dieses Jahr ein wenig unglücklich mit den Nominierungen für die echt nicht schwierige Mode der 1960er-Jahre in A Complete Unknown bzw. Conclave. Ganz ehrlich, den katholischen Klerus könnte ein Modeschüler/eine Modeschülerin im 1. Semester authentisch kleiden. Auch Gladiator II bringt mit seinem eigenen zweiten und betreffend Römer 1.000. Aufguss echt nichts Neues mehr auf die Leinwand. Nosferatu macht da, trotz sattsam bekannter Vampir-Tropen, alles ein wenig anders und daher richtig, gegen die von Paul Tazewell geschaffene schrille, bunte und unfassbar detailverliebte textile Wucht von Wicked: Part 1 kommt aber heuer niemand an.

Bestes Szenenbild

Best Production Design heißt diese Kategorie im Original, und das trifft es viel besser. Hier geht es konkret um die gesamte Ausstattung und die Art Direction eines Films bis hin zum Zigarettenpäckchen oder dem Segelschiff. Hier punkten die Filme, die einen auch ohne viel CGI im Kino vom Hocker hauen, weil sie mit der schieren visuellen Macht aller Dinge im Bild abseits der Schauspieler*innen betören. Hashtag Ben Hur. Kameraarbeit wirkt hier auch ganz entscheidend mit. Mit The Brutalist, Conclave, Dune: Part Two, Nosferatu und Wicked: Part 1 ist das Feld heuer so dicht wie in keiner anderen Kategorie. Eine schwierige Entscheidung, ich würde ja gerne Dune: Part Two und Wicked: Part 1 ex aequo auf Platz eins sehen, aber das spielt es eben nicht. Mit dem Vorteil des US-amerikanischen Wizard of Oz-Bonus wird dann aber doch wohl Wicked: Part 1 der Academy die meisten Stimmen abringen.

Bestes Makeup und Haare

Man wäre ja versucht, hier eventuell Emilia Pérez leichte Außenseiterchancen einzuräumen. Nosferatu spielt da naturgemäß ganz vorne mit, auch wenn man wie üblich bei Willem Dafoe nicht viel tun muss. A Different Man muss mit der paradoxen Situation leben (und hier ausscheiden), dass Co-Star Adam Pearson WIRKLICH so aussieht wie Sebastian Stan mit Maske. Schwierig. The Substance ist durch und durch perfekt von jeder Haarlocke bis hin in die kleinste Pore der immer grotesker deformierten Demi Moore – aber halt ein wenig zu Cronenberg und Lynch und zu wenig Mainstream, das mag die Academy nicht so. Eher so etwas mit glattem Teint, egal ob grün oder nicht, und die Haare schön. So wie in Wicked: Part 1. Ja, die Haare machen es aus, oftmals wird in dieser Kategorie nämlich viel zu sehr auf nur das Makeup geachtet.

Bester Schnitt

Das beste Drehbuch, die schönsten Kameraeinstellungen und die überzeugendsten Mimen können wirkungslos verpuffen, wenn der Schnitt nicht passt. Tempo und Timing sind sowohl in Drama als auch Komödie die essenziellen Faktoren, und das liegt in der Verantwortung von Cutter*innen. Ob wir vor Spannung mit abgekauten Nägeln am Sofarand kauern oder uns vor Lachen fast anlulu – die Magie des perfekten Schnitts. Wicked: Part 1 macht da einen sehr guten Job, ebenso wie (zugegebenermaßen) Emilia Pérez. The Brutalist mag zwar augenscheinlich nicht spektakulär geschnitten wirken, man muss sich aber vor Augen halten, dass man trotz der linearen Story 3 ½ Stunden keine Hänger bemerkt. Anora ist ein wildes Energiebündel an Film, das nur dank gekonnter Rhythmik vom Schneidetisch genug Luft bekommt. Gewinner für mich, und vermutlich auch für die Jury, ist in der Kategorie aber Conclave. Die Art und Weise, wie hier beispielsweise eine grundsätzlich öde Tätigkeit wie die Stimmenabgabe bei einer Papstwahl auf die Spitze getrieben wird wie ein Einsatz aus Mission: Impossible, ist schlicht meisterhaft.

Filmstill The Substance
The Substance © Universal Studios

Bester Ton

Mittlerweile ist es ja schon fast zum Standard geworden: Wenn ein Film von Christopher Nolan oder Dennis Villeneuve hier nominiert ist, kann man getrost sein Erstgeborenes (Oma, 1 Niere …) drauf verwetten. Diese beiden visionären Filmemacher haben das Thema Sound zur Chefsache erkoren und seither der Bedeutung dieser Kategorie wieder zur nötigen Bedeutung verholfen. Wer bitte soll der akustischen Opulenz, dem Dynamikumfang und dem perfekten Tonschnitt von Dune: Part Two etwas entgegensetzen? Niemand. A Complete Unknown, Emilia Pérez, Wicked: Part 1 und The Wild Robot sind hier chancenlos, sorry.

Beste Filmmusik

Das wäre ja eigentlich auch die Domäne von Dune: Part Two, mit der Handschrift von Hans Zimmer. Dieser wurde aber, kleines Nebenskandälchen, im Vorfeld von der Nominierung disqualifiziert, weil die Themen von Part Two zu Part One ähnlich wären. Komplett lächerlich, der große John Williams war für alle drei Teile der originalen Star-Wars-Trilogie UND die drei Sequels nominiert. Hallo? Aber egal. Die Wirkung der Filmmusik ist – unabhängig von den Songs – immens wichtig für die Stimmung gewisser Szenen. Bei Musicals wie Emilia Pérez oder Wicked: Part 1 geht sowas im Singsang ein wenig unter, bei Slow Burnern wie Conclave wiederum spielt der Score alle Trümpfe aus, wie auch beim wunderschönen The Wild Robot. Am meisten Eindruck macht das Ensemble aus Bildgewalt und unterlegter Komposition aber für mich bei The Brutalist, für mich ein würdiger Sieger anstatt von Leider-Nicht-Zimmer.

Bester Song

Früher mal eine typische Disney-Domäne, muss die Mighty Mouse diesmal in dieser beliebten Kategorie passen. Apropos Disney: Der große Elton John, der seinerzeit für The Lion King gleich für drei(!) Songs nominiert war und einen gewonnen hat, konnte Jahre später mit einem Film über ihn seinen zweiten Oscar in der Kategorie einsacken. Talent? Auf jeden Fall. Unfair? Vielleicht. Aber dieses Jahr erneut für einen Film über ihn, nämlich Elton John: Never Too Late, erneut nominiert zu werden, geht schon ein wenig zu weit. Genauso wie gleich zwei Songs aus Emilia Pérez, diesfalls „El Mal“ und „Mi Camino“, hier mitmachen dürfen. Die Frage ist in allen drei Fällen: Warum? Dass sich die Academy aber nicht ausnahmslos vorwerfen lassen muss, schlecht zu hören, retten immerhin „The Journey“ aus Six Triple Eight und „Like A Bird“ aus Sing Sing. Ich persönlich favorisiere letzteren Song, aber was für „The Journey“ spricht: Er stammt von Super-Songwriterin Diane Warren, die aus sage und schreibe 16(!) Nominierungen nie siegreich hervorging und 2022, einer verschämten Entschuldigung gleich, einen Ehrenoscar erhielt. Es wäre Zeit für einen „Echten“.

So, das wäre es mit meinen Predictions und den entsprechenden Begründungen. Inwieweit die Academy das genauso sieht oder nicht, steht wie immer in den Sternen, ist aber letztendlich auch wurscht. Was zählt, ist, dass Sie, liebe Leser*innen, beim Ansehen der Filme und Lesen dieser Zeile genauso viel Vergnügen hatten wie ich und mich und meine Checkliste in der großen Nacht virtuell begleiten!

Last but not least: Die lange Liste der Filme der letzten 12 Monate, die es aus (für mich) unerfindlichen Gründen zu keiner einzigen Nominierung gebracht haben. Ich sage es ganz ehrlich: Von den oben lang und breit besprochenen Filmen muss man nicht jeden gesehen haben. Folgend aber all jene Streifen, bei denen es sich lohnt, ein paar Stunden zu opfern. Hier ohne bestimmte Reihung, Erläuterung oder Wertung die Best-Of-Leider-Nicht: Juror #2, Monkey Man, Love Lies Bleeding, Kinds of Kindness, The Last Showgirl, Furiosa: A Mad Max Saga, Des Teufels Bad, Civil War und Challengers. Schauen Sie sich das an!

Wir lesen uns wieder, wenn ich nächstes Jahr hoffentlich freudvoll von heiß erwarteten Filmen im kommenden Jahr kommentieren kann, zum Beispiel 28 Years Later, Mission Impossible: The Final Reckoning, Ballerina, Mickey 17, The Black Phone 2 und natürlich Wicked: Part Two.

Unsere Vorhersage auf einen Blick

Kategorie
Film/Name
Film
Anora
Regie
Sean Baker
Hauptdarsteller
Adrien Brody
Hauptdarstellerin
Demi Moore
Nebendarsteller
Kieran Culkin
Nebendarstellerin
Zoe Saldana
Originaldrehbuch
A Real Pain
Adaptiertes Drehbuch
Conclave
Internationaler Film
I’m Still Here
Animationsfilm
The Wild Robot
Dokumentarfilm
Black Box Diaries
Kamera
Dune: Part Two
Visuelle Effekte
Dune: Part Two
Kostümdesign
Wicked: Part 1
Szenenbild
Wicked: Part 1
Makeup und Haare
Wicked: Part 1
Schnitt
Conclave
Ton
Dune: Part Two
Musik
The Brutalist
Song
H.E.R. mit „The Journey“ in Six Triple Eight

Die 97. Oscar-Verleihung wird in der Nacht von 2. auf 3. März 2025 ab Mitternacht live auf ORF 1, ORF ON, ProSieben Austria, JOYN und erstmals auch auf Disney+ übertragen.

Oscars

Julia Kautz: „In jedem Song steckt meine ganze Liebe“

Was haben Popstars wie Wincent Weiss, Tina Naderer, Max Mutzke, Ina Regen, Luca Hänni, Gregor Hägele, Vanessa Mai, Cassandra Steen und Thorsteinn Einarsson gemeinsam? Sie vertrauen auf Songs aus der Feder von Julia Kautz, die das Musikbusiness wie kaum eine Zweite kennt. Denn die gebürtige Wienerin interviewte jahrelang die größten Stars der Welt: „Die Karriere als Journalistin ist mir irgendwie passiert – und ich habe es geliebt! Und doch hat mich diese Karriere letztendlich unglücklich gemacht.“ So riskierte sie mit Anfang 30 alles und kündigte ihren gut bezahlten und höchst spannenden Job beim Jugendmagazin „Bravo“: „Ich wusste, dass ich mich nicht mit meinem Plan B zufriedengeben durfte!“

Erste Lieder mit vier Jahren

Julia Kautz, Jahrgang 1981, hat ihre Liebe zur Musik schon sehr früh entdeckt. Nein, mehr noch: „Ich habe meine Bestimmung gefunden“, sagt Julia Kautz: „Schon als Vierjährige habe ich Lieder über Themen zu schreiben begonnen, die mir wichtig waren – zum Beispiel über meine Katze. Der erste Song, den ich aufgenommen habe, heißt ‚Mein schöner bunter Luftballon‘ – irgendwo am Dachboden meiner Eltern müsste diese Kassette sogar noch liegen.“

Von einer Karriere als Sängerin habe sie damals aber noch nicht geträumt, gesteht Julia Kautz: „Ich bin am Land, in Maiersdorf, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Wiener Neustadt, aufgewachsen. Ich hatte lange Zeit gar keine Ahnung, dass Musikerin überhaupt ein Beruf sein kann. Aber es war mir schon sehr früh ein Bedürfnis, Geschichten mithilfe der Musik zu erzählen und die Menschen in meinem Umfeld zu unterhalten.“

Parallel zur Ausbildung in einem Wiener Neustädter Gymnasium mit Musikschwerpunkt („inklusive Kompositionslehre und tausend Chören“) sang und spielte sie in ganz unterschiedlichen Bands. „Die erste, mit 11 Jahren, hieß Shark Attack und war eine Nirvana-Coverband. Danach war ich in einer Punk-Band, einer Metal-Band, einer Jazz-Band und einer Reggae-Band. Das Genre selbst war nicht so wichtig. Entscheidend war, dass ich Musik machen konnte.“

Servus Rihanna, Hallo Beyoncé

Doch nach der Matura eröffnete sich ein etwas anderer Karriereweg: „In den Journalismus bin ich zufällig hineingerutscht. Meine Schwester Verena hat bei den ‚Niederösterreichischen Nachrichten‘ gearbeitet. Deshalb habe ich dort auch angefangen und durfte kleine Geschichten über lokale Schulbands schreiben.“ Über das (mittlerweile eingestellte) Jugend- und Musikmagazin Rennbahn Express und das Nachrichtenmagazin News führte sie ihr Weg binnen weniger Monate von Wien nach München – mitten hinein in die große Pop-Welt.

„Ich war Anfang 20 und bin für ‚Bravo‘, das damals größte Jugendmagazin Europas, Woche für Woche zu Interviews mit den heißesten Superstars gejettet“, erinnert sich Julia Kautz. Sie traf Beyoncé und Rihanna, Justin Bieber und Bruno Mars, One Direction und Tokio Hotel (und alle anderen namhaften Popstars des 21. Jahrhunderts): „Ich habe 80 Stunden pro Woche gearbeitet und hatte praktisch kein Privatleben mehr. Dennoch war ich nachts noch oft im Studio, um nebenbei eigene Lieder zu schreiben …“

Haarscharf am Leben vorbei

Irgendwann, erinnert sich Julia Kautz, kam dieser Albtraum – der sich in folgenden Monaten nicht nur wiederholte, sondern jedes Mal intensiver wurde: „Ich habe mich als alte Frau am Sterbebett gesehen, die in den Spiegel blickt und mein junges Ich erkennt. Und diese alte Frau hat es so krass bereut, dass ich nicht mutig genug war, meine ganze Kraft und Energie in die eigene Musik zu investieren.“

Der mentale Zusammenbruch kam nach einem Treffen mit Lady Gaga in Berlin: „Es war ein tolles Interview, aber am Rückflug habe ich einen Heulkrampf bekommen: ‚Fuck!‘, habe ich mir gedacht, ‚ich lebe haarscharf an meinem echten Leben vorbei.‘“ Daran konnte selbst ihre eigene Prominenz nichts ändern: „Ich hatte als Journalistin auch eine Karriere. Ich war Chefreporterin, mein Bild war tausendmal im Magazin abgedruckt, ich habe ‚Bravo‘-Web-TV im Internet moderiert und bin auf der Straße angesprochen und um Autogramme gebeten worden.“

Lady Gaga und Julia Kautz
Lady Gaga und Julia Kautz © Julia Kautz

300 Sessions pro Jahr

Aber eben aus den falschen Gründen. „Das Absurde damals war: Ich war beruflich umgeben von Superstars, von Menschen, die mit ihrer Musik unglaublich erfolgreich waren – und damit quasi meinen Traum gelebt haben.“ Dennoch hadert Julia Kautz, die nach ihrem ‚Bravo‘-Abschied weiterhin in München lebt, heute nicht mit den Entscheidungen, die sie als junge Frau getroffen hat: „Ich wollte ursprünglich maximal zwei Jahre als Journalistin arbeiten, daraus sind aber mehr als acht Jahre geworden. Mittlerweile habe ich verstanden, dass ich meine Zeit nicht verschwendet habe. Im Gegenteil: Ich habe sehr viel gelernt und profitiere heute von meinen Erfahrungen.“

Und zwar auf mehreren Ebenen. Denn einerseits wendet sich Popmusik ja oftmals an eine sehr junge Zielgruppe, „und ich habe mich als Reporterin ganz intensiv in die Seelen und Gefühlswelten von Teenagern hineinversetzt.“ Zum anderen hatte sie bei vielen ihrer Interviews nur sehr wenig Zeit, mit ihrem Gegenüber ins Gespräch zu kommen: „All diese Superstars sind extrem verplant. Du bekommst selten mehr als zehn, 15 Minuten für ein Interview. Ich musste also nicht nur die richtigen Fragen stellen, sondern musste auch rasch eine vertrauensvolle Gesprächsbasis aufbauen.“

Und diese Skills, sagt Julia Kautz, sind in ihrem Job als Songwriterin heute mindestens so wichtig wie als Interviewerin der Superstars: „Ich hatte in den vergangenen beiden Jahren jeweils gut 300 Songwriting-Sessions mit ganz unterschiedlichen Musikerinnen und Musikern.“ Und am Beginn einer Session steht immer ein möglichst offenes, tiefgehendes Gespräch: „So können wir herausfinden, was für die Künstlerin oder den Künstler jetzt gerade wichtig ist. Und so können wir ihr oder ihm einen Song auf den Leib schneidern, der sich einfach richtig anfühlt.“

Ein guter Song muss authentisch sein, er benötigt eine Essenz. Und er muss mich berühren, egal, ob er mich zu Tränen rührt oder vor Freude tanzen lässt.

Aufregung um Lucas Fendrich

Was einen guten Song ausmacht, lässt sich wohl kaum allgemeingültig definieren. „Aber ich bin eine große Verfechterin von Emotionen. Von echten Emotionen. Und deshalb sind mir meine ‚Psychotalks‘ zu Beginn der Session so wichtig. Ich weiß nicht, wie viele tausend neue Songs jede Woche auf Spotify veröffentlicht werden – da braucht doch niemand mehr irgendwelches oberflächliches Larifari“, sagt Julia Kautz. Im Gegenteil: „Ein guter Song muss authentisch sein, er benötigt eine Essenz. Und er muss mich berühren, egal, ob er mich zu Tränen rührt oder vor Freude tanzen lässt.“

Ein aktuelles Beispiel für einen dieser authentischen, berührenden Songs ist Lucas Fendrichs „Feuer über Wien“, den Julia Kautz gemeinsam mit Lukas Hillebrand (der – unter anderem – als Co-Komponist und Produzent für mehrere Hits von Julian LePlay verantwortlich ist) und dem Sänger selbst komponiert hat. „Wir haben diese Nummer vergangenen Winter zwischen Weihnachten und Neujahr unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine, der Auseinandersetzung in Israel und des Klimawandels geschrieben. Wir haben viel über unsere Ängste angesichts all dieser Katastrophen gesprochen. Daraus hat sich die Frage ergeben, wie denn die morbide Wiener Seele mit dem Weltuntergang umgehen würde. Mit dem Ergebnis bin ich hundertprozentig zufrieden, der Song hat sehr viel Tiefgang und gleichzeitig sehr viel Schmäh.“

Dass der Song und das dazugehörige Video eine umfangreiche Diskussion auf Facebook auslöste, amüsiert Julia Kautz: „Lucas wollte eigentlich nie auf Deutsch singen, weil er dann klingt wie sein Vater (Anm.: Austropop-Superstar Reinhard Fendrich). Aber er hat sich dann doch drauf eingelassen.“ Dass die Nummer musikalisch an Fendrich senior ebenso erinnert wie an Falco, Wanda und Bilderbuch, sei natürlich pure Absicht: „Wir haben ‚Feuer über Wien‘ bewusst ironisch auf die Spitze getrieben und deshalb sogar Anleihen beim Wiener Lied und beim Walzer genommen.“

Keine „Quotenfrau“!

Julia Kautz hat eine Gesangsausbildung und spielt Gitarre, Klavier, Ukulele „und im Fendrich-Video sogar Geige – allerdings wirklich nur vor der Kamera“. Sie hat sich ihren Traum erfüllt und kann von der Musik leben: Sie hat einen Vertrag bei einem Musikverlag, dazu kommen regelmäßig Tantiemen, wenn von ihr geschriebene Songs im Radio oder bei Live-Konzerten gespielt werden: „Aber Plays bei Spotify und anderen Streaming-Plattformen kannst du vergessen, da bekommst du für einen Hit vielleicht 20 Euro.“

Einfach war es aber gerade am Anfang nicht, erinnert sich Julia Kautz: „Ich war Anfang 30, und hatte als Journalistin nie das Gefühl gehabt, als Frau im Business benachteiligt zu sein. Ich war Chefreporterin, habe eine krasse Karriere gemacht und sogar mehr verdient als meine männlichen Kollegen.“ Als Sängerin musste sie aber erkennen, dass die Musikbranche sehr wohl männerdominiert ist: „Ich habe mich sehr oft falsch behandelt gefühlt.“

Es beginnt mit Sätzen wie „Schade, dass du keine 21 mehr bist“ und Einladungen als einzige Frau, „als Quotenfrau“, zu Veranstaltungen. „Ich kann mich nicht beschweren, denn viele der Songs, die ich geschrieben habe, laufen gut im Radio. Aber ich habe auf meine eigenen Nummern nicht nur einmal das Feedback bekommen: ‚Frauenstimmen nerven im Radio, sie erinnern uns an unsere Mutter, die uns früher zu Hausaufgaben ermahnt hat. Und deshalb spielen wir nur eine Frau pro Stunde – und das ist halt Katy Perry …‘“

Wunderschön, kunterbunt, verrückt

Entmutigen lässt sie sich von solchen Ansagen jedoch nicht: „Ich bin dadurch zur Kämpferin geworden, zur Amazone.“ Und natürlich verfolgt Julia Kautz, die 2015 als Songwriterin von „Music Of My Life“ der koreanischen Boyband My Name einen Nummer-1-Hit in Japan feiern durfte, immer noch das Ziel einer Solokarriere. Nach zwei EPs (zuletzt 2022 „Immer die Musik“) und einer Vielzahl an Singles (darunter „Bin ich verrückt oder die andern?“ und „Ziemlich beste Freunde – feat. Nico Gomez“, beide 2024) erscheint Anfang 2025 ihr erstes Soloalbum: „Es wird wunderschön, kunterbunt und verrückt. Ich bin jetzt schon sehr stolz auf jeden einzelnen Song.“

Am Tag nach dem Interview mit funk tank flog Julia Kautz übrigens nach Dubai, um mit der dort lebenden deutschen Schauspielerin und Influencerin Fiona Erdmann ein Video zu drehen: „Fiona ist eine meiner allerbesten Freundinnen. Wir haben gemeinsam einen Song über unsere ganz besondere Freundschaft für mein kommendes Album geschrieben und eingesungen. Es sind aber auch noch andere, überraschende Features zu hören.“ Zum Album soll es eine Serie von Auftritten geben, denn natürlich sucht – und liebt – Julia Kautz das Rampenlicht: „Aber ich feiere Songs, die ich für andere geschrieben habe, genauso intensiv wie meine eigenen. Es ist egal, ob ich ihn selbst singe oder jemand anderer: Jeder dieser Songs ist mein Baby, darin stecken meine Worte, meine Melodie – und meine ganze Liebe!“

Katy Perry und Julia Kautz
Katy Perry und Julia Kautz © Julia Kautz

Julia Kautz, 43, traf als Chefreporterin der Jugendzeitschrift „Bravo“ die größten Popstars der Welt. Mittlerweile fokussiert sich die in München lebende Niederösterreicherin auf ihre eigene Karriere als Sängerin, Musikerin und Songwriterin. Anfang 2025 erscheint ihr erstes Soloalbum.

Julia Kautz – Website

Julia Kautz – Instagram

Musikerinnen mit Tiefgang – Teil 2

Sie alle heben sich mit Tiefgründigkeit und außergewöhnlichem Sound von der Masse ab – hier kommt der zweite Teil der funk tank Top 10 Female Artists und damit unsere momentanen Lieblingsmusikerinnen:

eat-girls – Musik für Cineast*innen

Abgeschottet in einem Apartment in Frankreich und mit wenig Equipment produzierten Amélie Guillon und Elisa Artero während des Lockdowns ihre ersten Songs. Mit lässig cooler Attitude sangen sie damals über Liebeskummer, Weltuntergangsstimmung und andere Befindlichkeiten. Mit der Freiheit nach dem Lockdown gesellte sich Maxence Mesnier zum Duo; eat-girls verbinden Pop, Post-Punk, Minimal Synth, Kraut und Dub. Ihre aktuelle Single „Unison“ (VÖ 29. August 2024) erinnert an die Musik von Horrorfilmen à la David Lynch; „Avoid love, abide, fall“ ertönt es am Ende des Songs … eat-girls spielen am 5. September im Café Wolf in Graz, am 6. September am Waves Vienna und am 21. September am Reeperbahn Festival in Hamburg.

Monsterheart – Vom Lieben und Fallen

Anna Attar gründete 2011 die Band Monsterheart, ihr Debütalbum „W“ kam vor 10 Jahren heraus. Was die Wiener Künstlerin ausmacht: Der Hang zum Düsteren, den sie gerne mit Zuckersüßem vermischt. Im Laufe der vergangenen Jahre ist ihre Musik hoffnungsvoller geworden, was auch auf ihr Privatleben zurückzuführen ist, denn mittlerweile ist Anna Mama eines Sohnes und Beziehungen werden neu gedacht, Ansprüche ebenso. Nach einer Schaffenspause ist Monsterheart nach „Drive“ im Frühjahr 2024 jetzt mit einer wunderschönen Nummer retour: Zusammen mit Wolf Lehmann besingt sie in „Circumstances“ die Liebe und den Kummer – verträumt und romantisch! Album in Aussicht!

Panik Deluxe – Baby Melancholie

Lily Elektra aka Panik Deluxe macht laut der Musikerin selbst „Musik für tanzwütige, traurige Nachtschwärmer*innen“. In der Tat schließen sich hier tiefgründige ernste Texte und tanzbarer Sound nicht aus. Ihre aktuelle Single „twigs“ handelt von einer krankhaften Liebe, die kein gutes Ende nimmt. Schrill, ein bisschen verrückt und zugleich sehr eingängig ist dieser Song, künstlerisch und düster das dazugehörige Video – Panik Deluxe ist ein Gesamtkunstwerk, das sehr international wirkt – und in Wien zuhause ist.

Cut me open. Sliced me up. Consumed all of my trust for lunch. (Panik Deluxe/“twigs”)

Sophie Lindinger – Die Vielseitige

Neben ihrem Soloprojekt spielt sie bei den Ösi-Musiker*innen Leyya und My Ugly Clementine – die 32-jährige Sophie Lindinger ist nicht nur Meisterin im Singen, sondern auch im Songwriting, Komponieren und Produzieren. Zusammen mit Marco Kleebauer bringt Sophie als Leyya am 30. August das dritte Album der Band heraus. „Half Asleep“ ist von der Selbstreflexion als Konsequenz innerer Unruhe geprägt. Die Künstler*innen haben sich (wieder) gefunden und verarbeiten im neuen Album „das Gefühl, das halbe Leben verpasst zu haben, dauernd weder wach noch schlafend zu sein, durch die Wochen zu hustlen, ohne dabei etwas zu spüren“. Und kommen an, im Hier und Jetzt, im Melancholischen, Mysteriösen, Intimen.

Ellice – The Voice of Germany

Die Älteren unter uns können mit ihren Texten vielleicht wenig anfangen, für ihre Generation zählt sie zu der neuen Stimme im Deutschpop. 2023 hat Ellice (bürgerlich Ellice Klawon) es bei The Voice Kids ins Finale geschafft, jetzt ist sie 17 Jahre alt und stürmt bereits Charts und diverse Social Media- und Musikstreaming-Plattformen. Ihr Songwriting wird in Musikkreisen hoch gelobt, die Berlinerin selbst wirkt nach wie vor wie das sympathische Mädchen von nebenan, ihr Song „Angst > Liebe“ hatte in kurzer Zeit nach dem Release über 1 Million Views. Im kommenden Jahr tourt die Musikerin durch Deutschland und Österreich, also am besten schon jetzt Karten sichern.

Was für dich real ist, ist für mich nur ’n Rausch. No hard feelings, sind nur Motten in mei’m Bauch. (Ellice/„Angst > Liebe“)

Den 1. Teil unserer Top 10 Female Artists, die momentan Körper, Geist und Seele der Redaktion bewegen, findest du hier!

Buchtipp: Von Hildegard Knef über Madonna bis hin zu Grimes – These Girls – Ein Streifzug durch die feministische Musikgeschichte präsentiert einen bunten Mix an Künstlerinnen, die für die Musikgeschichte prägend waren und sind. Role Models der Musikszene von den 1950ern bis in die 2010er, geschrieben von Journalist*innen, Musiker*innen, Freund*innen und Fans der Künstlerinnen, herausgegeben von Juliane Streich.

Musikerinnen mit Tiefgang – Teil 1

In Zeiten von Streaming-Plattformen gibt es Musik im Überfluss. Geschenk und Fluch zugleich, denn wer auf der Suche nach wahren Schätzen und musikalischen Rohdiamanten ist, muss auch jede Menge durchschnittliche Musik am Weg dorthin über sich ergehen lassen. Wir nehmen dir die Arbeit ab und stellen zehn Musikerinnen vor, die für uns herausragend sind – sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Künstlerinnen, die beweisen, dass sich Tiefgang und Unterhaltung nicht ausschließen müssen. Frauen, die Statements setzen und Herz, Hirn und Körper in Bewegung versetzen …

Ankathie Koi – Stimmgewaltige Ekstase

Die Künstlerin kommt aus Oberbayern, lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Wien und hat Jazzgesang studiert. Zuerst war Ankathie Koi mit Judith Filimónova als musikalisches Duo „Fijuka“ unterwegs. Seit 2014 widmet sie sich ihrem Soloprojekt. Wer Ankathie schon einmal live erlebt hat, ist nicht nur von ihrer Stimme geplättet, sondern auch von ihrer Attitude. Sie ist eine verrückte Nudel, eine Grenzgängerin, eine Rampensau – alles im positivsten Sinn. Sie verkörpert puren Sex und repräsentiert gleichzeitig die gemütliche Mama, auf deren Busen man sich gerne ausruht. Ihre Texte sind zweideutig und eingängig. Ihre Musik ist süß und feurig. Ankathie Koi kann alles zugleich sein und feiert das auch auf der Bühne. Ihr drittes Album „Pikant“ ist heuer erschienen.

Jede Schwere mach ich leicht für dich. In jede dunkle Spalte werf ich Licht. (Ankathie Koi/„Tiefer“)

Rahel – Verträumte Realität

Die Waldviertlerin Rahel Kislinger aka Rahel hat diesen Frühling ihr Debütalbum „Miniano“ veröffentlicht. Hier trifft New Wave auf Dream-Pop. Sowohl Rahels Stimme als auch ihre Texte laden zum Träumen ein, ohne dabei oberflächlich zu sein. Aktuell hat sich die Sängerin an die Kult-Nummer „Wir trafen uns in einem Garten“ von 2raumwohnung gewagt – und daraus definitiv einen neuen Hit gemacht.

Aurora – Zwischen Fragilität und Emanzipation

„Aurora“ ist auch als Polarlicht/Nordlicht bekannt. Und wie diese Lichterscheinung ist die gleichnamige norwegische Musikerin ein Lichtblick – in der Musikwelt. Bekannt wurde Aurora mit 18 Jahren durch ihr Lied „Running with the Wolves“ im Jahr 2015. Sie selbst sieht sich als Träumerin und Denkerin. In ihrem aktuellen Album „What Happened To The Heart“ beschreibt sie ihren ganz persönlichen Weg, der immer wieder von Schwäche geprägt war und sie stark machte. Darin behandelt sie auch die großen Fragen rund um die verloren gegangene Empathie und Einfühlsamkeit der Menschen. Aurora Aksnes gastiert am 20. September im Wiener Gasometer.

Cat Burns – Steile Karriere

Von der Straßenmusikerin zum Weltstar: Die britische Popsängerin Cat Burns alias Catrina Keri Oluwaseun Burns-Temison hat als Jugendliche während ihrer Ausbildung auf der BRIT School als Straßenmusikerin ihr Geld verdient, mit zarten 16 Jahren ihre erste EP veröffentlicht und ist mittlerweile mit ihren 24 Jahren eine mehrfach mit Platin ausgezeichnete Künstlerin. Mit ihrer Single „Go“ stürmte sie 2022 die Charts, ihr Debütalbum „early twenties“ ist diesen Juli erschienen und der beste Beweis dafür, dass sich Massentauglichkeit und Qualität nicht immer ausschließen müssen. Cat Burns macht tiefgründige und ehrliche Musik. Ihr Weg im Musik-Business ist bestimmt noch lange nicht vorbei …

I wanna need you 'cause I love you, not love you 'cause I need you. (Cat Burns/“Alone”)

Leila – Musik als Therapie

Die Schweizerin Leila Šurković aka Leila hat ihren Song „Gun to My Head“ 2021 in Eigenregie auf Spotify veröffentlicht, heute hat der Song knapp 2 Millionen Streams und die Sängerin einen Plattendeal mit Grönland Records, dem Label von Herbert Grönemeyer. „Leila steht für eine neue bikulturelle Generation, die laut und bestimmt in der Öffentlichkeit auftritt“, so das offizielle Statement. Für die 22-jährige Leila ist Musik machen die wahre Therapie, denn „happy sounds“ liegen ihr nicht so, sie behandelt in ihrer Musik lieber die Probleme ihrer Generation, die in der Pandemie zu Hause gesessen ist, anstatt zu feiern. Und verarbeitet ihren Weg musikalisch, denn als Kind und Jugendliche war sie meist Außenseiterin, nicht klassisch weiblich, nicht der Norm entsprechend. Spätestens jetzt kommt ihr das zugute. Wer Leila live erleben möchte, kann das heuer z. B. noch beim Hamburger Reeperbahn Festival (18. – 21. September) tun.

Den 2. Teil unserer Top 10 Female Artists, die momentan Körper, Geist und Seele der Redaktion bewegen, kannst du hier lesen!

Buchtipp: Noch mehr Female Power findest du im Buch 250 Komponistinnen – Frauen schreiben Musikgeschichte von Arno Lücker. Eine musikalische Entdeckungsreise in unterschiedlichste Länder und Jahrhunderte. Ideal um Neues kennenzulernen und Altes wiederzuentdecken. 

Über das schöne Enttabuisieren von Rebekka Hochreiter

Moment mal … Das sieht doch aus wie ein Tampon?! Und während ich womöglich einen Augenblick zu lange auf die Kette bzw. den Anhänger von Monika Buttinger starre, fängt die renommierte Kostümbildnerin meinen Blick auf: „Ja, das ist ein Tampon“, lacht sie. „Meine Nichte hat das designt.“
Einige Wochen später bitte ich die Nichte um ein Interview, denn Rebekka Hochreiter bzw. Hochreiterin, wie sie sich auch nennt, schenkt nicht nur blutigen Tampons ein solch ästhetisches Antlitz, dass man sie um den Hals tragen mag. Noch diesen Herbst stellt sie ihre „Lauter laute Fotzen*“-Installation vor das Linzer Rathaus, um ein weiteres Beispiel ihres facettenreichen Tuns zu nennen. Zur Provokation? Auch, aber da steckt viel mehr dahinter, sagt Rebekka im Gespräch, bei dem jeweils eine selbst kreierte Klitoris von ihren Ohren baumelt.

Rebekka Hochreiter wuchs in einem kleinen Ort nahe Lichtenberg im Mühlviertel mit einer jüngeren Schwester auf; als Tochter einer Damenkleidermachermeisterin, die an der Modeschule unterrichtet, und eines bildenden Künstlers. Viele Kreative umgaben sie von klein auf, „die Moni (Buttinger, Anm.) war für mich auch immer ein Vorbild“, erzählt sie. Mit 15 bringt ihr Papa ihr das Schweißen bei, nach der Hauptschule macht sie eine Ausbildung zur Goldschmiedin. Sie mag die Stunden in der Werkstatt, will aber tiefer graben. Sie bewirbt sich an der Linzer Kunstuniversität, beginnt zunächst mit Bildhauerei und wechselt dann zur experimentellen Gestaltung. Parallel dazu fängt sie an, in Theater- und Filmprojekten mitzuarbeiten; mal ist es für ein feministisches Theaterstück von Sina Heiss, mal die Assistenz in der Maske für einen Kinofilm. „Wie bekommt man Zombies mit wenig Budget hin? – Was alles mit unterschiedlichen Materialien möglich ist, hat mich immer interessiert“, sagt Rebekka Hochreiter.

Im Laufe der Jahre knüpft sie sich einen bunten Teppich an Erfahrungen und Fertigkeiten aus zahlreichen Projekten; sie macht ihren Uniabschluss, ihre Arbeiten werden zunehmend politisch – und sorgen live und im Netz für Furore. Wie beispielsweise als sie die feministische Ausstellung „Fotzengalerie“ gemeinsam mit FIFTITU% – dazu später – kuratiert: „In einem rechtspopulistischen Medium gab es viel Aufregung darum, dass öffentliche Fördergelder für so etwas verwendet werden“, erklärt sie. „Diese Ausstellung war aber in der Kunsthalle Linz und die ist 40 mal 40 mal 40 Zentimeter groß. Die Leute, die das kritisiert haben, wussten das nicht einmal, das hat uns amüsiert.“

Portrait Rebekka Hochreiter
© Jakob Gsoellpointner

Goldene Tampons

Rebekka war etwa zehn Jahre alt, als sie festzustellen begann, dass dieses „wir sind alle gleich“ nicht der Realität entspricht. Dazu trugen ihre Mutter „mit einem sehr starken Gerechtigkeitssinn“ und die Lektüre von Waris Diries „Wüstenblume“ bei. Das Model beschreibt darin ihre Beschneidung als Kind und ihren Kampf gegen Genitalverstümmelung. „Ich habe das Wort Feminismus damals noch nicht wirklich gekannt, aber ich habe mich gefragt, warum wir als Mädchen anders behandelt wurden, warum wir über gewisse Sachen nicht sprechen sollten oder warum ein Tampon etwas war, das man möglichst unterm Tisch weitergeben sollte.“

Sie spürt die Ungerechtigkeiten hautnah. Sie erlebt wiederholte Zurechtweisungen, die Frauen* vermitteln, dass ihr Körper nicht ihnen gehört, und sie erfährt selbst sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum. „Viele weiblich gelesene Personen machen ähnliche Erfahrungen: mit Leuten, die dir sagen, was und wie viel du essen sollst, wie du dich kleiden und verhalten sollst, mit Männern, die dich im öffentlichen Raum belästigen.“

Als Künstlerin ergreift sie die Initiative, ohnehin ungeschriebene Regeln um Periode und Co. zu demontieren. Gemeinsam mit Kolleg*in Alice Moe schreibt sie 2015 für das Donaufestival Krems ein Menstruationsmanifest, sie lackieren Tampons golden und verkaufen sie als Ohrringe. „Es wird kaum wirklich über Menstruation geredet. Und wenn, dann heißt es meistens nur: Die Arme hat gerade ihre Tage. Die wenigsten trauen sich sagen: Hey, mir geht’s heute echt nicht gut, weil ich menstruiere.“ Das Festival markierte sozusagen den Start ihrer Mission: „Wie kann ich die Kommunikation im öffentlichen Raum vorantreiben?“

Erst kürzlich fand sie wieder Bestätigung für die Notwendigkeit ihrer Initiativen: „Ich bekam die Möglichkeit, mehrere Biologie-Schulbücher durchzublättern. Ich war neugierig, wie weiblich gelesene Körper dargestellt und wie die Vielfalt der Geschlechter behandelt wird – und wurde ziemlich enttäuscht. Im Prinzip hat ein einziges Buch gut abgeschnitten und selbst da war die Klitoris nicht vollständig abgebildet, das hat mich schockiert.“

Sie experimentiert akribisch, bis ihre Tampon-Schmuckstücke in Haptik und Ästhetik so sind, wie sie sich das wünscht. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten, doch Rebekka Hochreiter winkt elegant ab. „Ich mache bis heute nur Einzelstücke auf Anfrage.“

Sie will ihr kreatives Schaffen nicht einengen, sich nicht auf eine Sache allein fokussieren, sondern sucht stets neue Wege. Die Tampons ziehen sich aber wie ein roter Faden durch ihr Tun. „Was mich motiviert, ist mein Ziel: die Ent-Schämung. Ich erlebe es bei mir selbst. Durch die ständige Auseinandersetzung sind diese Themen für mich mittlerweile null schambehaftet. Sehr schön ist außerdem, dass mir die Menschen als Reaktion viele persönliche Geschichten und Erfahrungen schenken.“

Vulva Skulptur von Rebekka Hochreiter
© Rebekka Hochreiter

Ich habe das Wort Feminismus damals noch nicht wirklich gekannt, aber ich habe mich gefragt, warum wir als Mädchen anders behandelt wurden, warum wir über gewisse Sachen nicht sprechen sollten oder warum ein Tampon etwas war, das man möglichst unterm Tisch weitergeben sollte.

Blühende Tampons

Unter dem Titel „dear people who menstruate“ schuf Rebekka Hochreiter einen Animationsfilm, bei dem ein Strauß an Tampons knospengleich aufgeht, nachdem sie sie mit verschiedenen Flüssigkeiten beträufelt: mit Blut, Kunstblut und Wasser. „Spannend: Mit Wasser funktioniert es am besten. Tatsächlich wurden Tampons lange nur mit Wasser getestet“, sagt sie. „Und jetzt kommt man drauf, welche Schadstoffe Tampons enthalten?! Bisher war es nicht wichtig genug, sich damit auseinanderzusetzen, was Menschen in ihren Körper einführen?!“

Eine weitere Ungerechtigkeit, nämlich die mit der Menstruation verbundenen Kosten, macht sie mit „Mary’s Dress“ zum Thema. „Wenn ich in die Arbeit gehe, muss ich nicht fürs Klopapier zahlen, aber für Tampons oder Binden schon.“ Aus rund 10.000 Stück Binden schuf sie eine wundervolle Robe in Weiß, um die Lebensbedarfsmenge zu visualisieren, und parallel eine Verbindung zu Werbeindustrie und dem angeblich schönsten Tag des Lebens herzustellen.

Mary’s Dress von Rebekka Hochreiter
© Rebekka Hochreiter

Ein Panzer aus dem F-Wort

Seit 2020 ist Rebekka Hochreiter stellvertretende Geschäftsführerin von FIFTITU%: „Wir sind die einzige Beratungs- und Vernetzungsstelle für kunstschaffende FLINTA-Personen in ganz Österreich“, erklärt sie (FLINTA* steht für Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen, Anm.).

Der Verein unterstützt Künstler*innen bei rechtlichen Fragen, Projektförderungen und Diskriminierung. Eine Challenge für FLINTA*-Künstler*innen ist zweifellos die Vereinbarkeit zwischen Elternschaft und Kunst, weiß sie. „Die Quote an den Unis wird zunehmend ausgeglichener, aber verhältnismäßig können danach wenig FLINTA*-Personen Fuß fassen bzw. davon leben“, weiß Rebekka. FIFTITU% setzt sich für mehr Sichtbarkeit ein. „Es ändert sich laufend etwas, aber wir müssen uns noch immer fragen: Wer sitzt in den Jurys, leitet Museen oder Galerien?“

Zum Portfolio des Vereins gehören auch Kooperationen für Kunstprojekte. So wird Anfang September ein queerfeministisches Festival in Zusammenarbeit mit Ars Electronica und der Kunstuni Linz über die Bühne gehen. Rebekka baut dafür mit der Szenografin Leonie Reese vor dem Linzer Rathaus ihre drei Mal sechs Meter große, aus mehreren Vulven bestehende Installation auf. Sie trägt nicht ohne Grund den Titel „Lauter laute Fotzen“: Die Künstler*innen Missex, Tonica Hunter und Bana kreieren Beats, die die Vulven in Bewegung bringen.

Der leger anmutende Umgang mit dem abwertenden Wort ist freilich kein Zufall. „Den Begriff Fotze haben ich und viele, die ich kenne oder die mir davon erzählt haben, schon oft abgekriegt. Manchmal einfach so, oder wenn wir zu etwas keine Lust haben. Fotze ist immer eine Beleidigung, es soll uns klein machen. Mein Zugang ist aber: Nimm den Begriff, eigne ihn dir an, das hat mich total immun dafür gemacht. Das wirkt heute wie ein Panzer.“

FIFTITU% gilt als eine bundesweit einzigartige Plattform, die sich für bessere Bedingungen der Frauen* im Kunst- und Kulturbereich engagiert. Die Aktivitäten des Vereins umfassen neben kultur- und frauen*politischer Arbeit, regionaler, nationaler und internationaler Vernetzung und vielfältigen künstlerischen Projekten auch konkrete Beratung und Unterstützung von Kunstschaffenden, beispielsweise bei Förderanträgen. Die Aufnahme von Quotenregelung in der Kunst- und Kulturförderungen oder die Verankerung frauen*politischer Forderungen in Kulturentwicklungsplänen gehören zu ihren Errungenschaften.

Praktisch: die Datenbank New(s)base zu Ausschreibungen, Wettbewerben, Stipendien und Co.

Rebekka Hochreiter ist stellvertretende Geschäftsführerin an der Seite von Geschäftsführerin Oona Valarie Serbest.

Rebekka Hochreiter – Website

FIFTITU% – Website